7 Europa League 2011/2012 2011 und 2012 konnte Hannover 96 seine Qualitäten im europä- ischen Vergleich unter Beweis stellen – mit Erfolg. Namhafte Gegner aus ganz Europa, packende Atmosphäre unter Flut- licht und unvergessene Momente für die Vereinshistorie: Die Qualifika- tion für den Europapokal ist für jede Mannschaft eine ganz besondere Ehre. Vor allem, wenn sie vor Saisonbeginn den Stempel des poten- ziellen Absteigers aufgedrückt bekommen hat, so wie Hannover 96 in der Spielzeit 2010/2011. Die Testspiele vor der Saison liefen damals eher mäßig und auch im Pokal flog Mirko Slomkas Truppe gleich in der ersten Runde beim Viertligisten SV 07 Elversberg raus. Dafür lief es in der Bundesliga aber überraschend erfolgreich. Nach der Hinrunde stand Hannover auf dem vierten Tabellenplatz – ein unglaublicher Erfolg für die Slomka-Elf. Entgegen aller Erwartungen brach 96 in der Rückrunde keinesfalls ein, sondern lieferte sich sogar bis Saisonende ein heißes Rennen um Platz drei mit den großen Bayern. Am Ende reichte es zwar „nur“ für den vierten Platz, trotzdem schloss das Team die beste Saison der Vereinsgeschichte mit 60 Punkten auf dem Konto ab – inklusive der Berechtigung, an der Europa League teilnehmen zu dürfen. Hannover 96 auf internationaler Bühne! Doch kaum war die Qualifikation für die Playoffs zur Gruppenpha- se der Europa League geglückt, machte sich Ernüchterung breit. Ausgerechnet der hoch gehandelte Favorit des Wettbewerbs, der FC Sevilla, wurde den Hannoveranern zugelost. „Ein Sieg schien absolut un- möglich“, erinnert sich Jan Schlaudraff an den Tag der Auslosung zurück, die er zusammen mit seinen Mann- schaftskollegen beim Essen ver- folgt hatte. „Aber im Fußball gibt es immer eine Chance, auch wenn sie noch so klein ist.“ Und mit dieser Gewissheit führte Hannovers Kapitän Steven Cher- undolo sein Team an jenem Au- gust-Abend vor einer eindrucks- vollen Kulisse im heimischen Stadion auf den Platz – mutig und selbstbewusst. „Wir hatten unsere Fans und eine Wahn- sinns-Choreo im Rücken – besser geht’s nicht!“, erinnert „Dolo“ sich zurück an die prickelnde At- mosphäre vor dem Anpfiff. Jan Schlaudraff wurde in dieser magischen Europapokal-Nacht zum Helden der Partie. Schon nach sechs Minuten traf er zum 1:0 und brachte sein Team nach dem Ausgleich durch Sevillas Ka- nouté in der 45. Minute erneut in Führung. Das 2:1 war zugleich der Siegtreffer. Eine absolute Sensation für Hannover 96! Das Rückspiel entwickelte sich zu einer echten Zitterpartie. Die Roten konnten zwar dank Mohammed Abdellaoue in Führung gehen, doch Emanuel Pogatetz sorgte mit einem unglücklichen Eigentor für den Ausgleich zum 1:1, das Cherundolo und seine Truppe mit viel Einsatz und Willensstärke über die 90 Minuten brachten. „Wir haben ein- fach und schnörkellos gespielt, aber wir haben uns super ergänzt. Jeder hat seine Rolle perfekt gespielt“, so der Kapitän. Und genau dieser Team-Spirit brachte Hannover 96 den verdienten Einzug in die Gruppenphase der Europa League. „Als es in die Gruppenphase ging, haben wir natürlich unsere Chan- ce gewittert. Vielleicht ist ja doch etwas für uns drin“, erinnert sich Schlaudraff an die aufregende Zeit zurück. Schließlich war 96 nicht zu Unrecht so weit gekommen. In den Gruppenspielen ging es gegen Standard Lüttich, Vorskla Poltava und den FC Kopenhagen. In Erin- nerung bleibt Fans und Spielern vor allem das Auswärtsspiel in Dä- nemark. „In Kopenhagen hatten wir echte Heimspielstimmung“, so Schlaudraff. „Wir hatten das Gefühl, dass die ganze Stadt hinter uns in der Kurve steht.“ Mit mehr als 12.000 96-Anhängern im Rücken schien eigentlich nichts schief gehen zu können. Und dennoch waren es die Dänen, die an diesem Abend Anfang November in Führung gin- gen. Doch Slomkas Elf warf alles in die Waagschale und kämpfte sich zurück in die Partie. Mit den Treffern von Schlaudraff und Lars Stindl drehte 96 das Spiel noch zu seinen Gunsten, sodass die Mannschaft die Heimreise mit einem Sieg im Gepäck antreten konnte. „Wir haben sicher keinen schönen Fußball gespielt“, gibt Stevie Cherundolo rück- blickend zu. „Aber wir waren effektiv.“ Und genau das zählt am Ende. Nach erfolgreich überstandener Gruppenphase ging es für 96 gegen den FC Brügge und schließlich im Achtelfinale erneut gegen Standard Lüttich, die souverän bezwungen werden konnten. Im Viertelfinale wartete mit Atlético Madrid allerdings wieder einmal ein großer Fa- vorit des Wettbewerbs. Diesmal reichte der aufopferungsvolle Kampf des Überraschungsteams aus Hannover jedoch nicht aus. Nach zwei 1:2-Niederlagen platzte der heimliche Traum vom ersten interna- tionalen Titel. „Natürlich waren wir nach dem Ausscheiden trau- rig. Aber wir waren gleichzeitig auch stolz, so weit gekommen zu sein“, sagt Jan Schlaudraff heute. „Wir konnten zeigen, wie viel Stärke, Selbstbewusstsein und Qualität in der Mannschaft stecken. Das war es wert!“ Cherundolo pflichtet seinem Teamkollegen von damals in diesem Punkt bei und ergänzt: „Außerdem konnten wir uns zeitgleich in der Bundesliga wieder für die nächste Europa Le- ague-Teilnahme qualifizieren, auch wenn wir da leider schon in der Zwischenrunde gehen mussten. Am Ende zählt jedoch, dass wir mit Zusammenhalt und Teamgeist viel erreicht haben, obwohl wir abso- luter Außenseiter waren.“ H A N N O V E R 9 6 A U F I N T E R N A T I O N A L E M PA R K E T T Ausgerechnet der hoch gehandelte Favorit des Wettbewerbs, der FC Sevilla, wurde den Hannoveranern zugelost. „Ein Sieg schien absolut un- möglich“, erinnert sich Jan Schlaudraff an den Tag der Auslosung zurück, die er zusammen mit seinen Mann- schaftskollegen beim Essen ver- folgt hatte. „Aber im Fußball gibt es immer eine Chance, auch wenn sie noch so klein ist.“ Und mit dieser Gewissheit führte Hannovers Kapitän Steven Cher- undolo sein Team an jenem Au- gust-Abend vor einer eindrucks- vollen Kulisse im heimischen Stadion auf den Platz – mutig und selbstbewusst. „Wir hatten unsere Fans und eine Wahn- sinns-Choreo im Rücken – besser geht’s nicht!“, erinnert „Dolo“ sich zurück an die prickelnde At- mosphäre vor dem Anpfiff. Jan Schlaudraff wurde in dieser magischen Europapokal-Nacht zum Helden der Partie. Schon nach sechs Minuten traf er zum 1:0 und brachte sein Team nach dem Ausgleich durch Sevillas Ka- nouté in der 45. Minute erneut in Führung. Das 2:1 war zugleich der Siegtreffer. Eine absolute Sensation für Hannover 96! In Kopenhagen schellt das Telefon… Unsere Eurofighter vor dem Spiel. 120 JAHRE VEREINSGESCHICHTE in der Kurve steht.“ Mit mehr als 12.00096-Anhängern im Rücken H A N N O V E R 96