NIEMALSALLEIN

Und plötzlich flutscht es. 96 hat eine Mannschaft, die Spaß macht, die richtig Fußball spielen und sogar gegen viel höher eingeschätzte Teams bestehen kann.

 

Mittlerweile ist es schon so weit, dass man mit einem Unentschieden gegen Leverkusen nicht zufrieden ist, obwohl man doch mehr als 50 Minuten in Unterzahl spielen musste. Dabei hat 96 doch 2:2 gewonnen!

Jupp Heynckes, dem man seine alte Verbundenheit mit Hannover noch anhört, beurteilt 96 freundlich, aber richtig: "Wir können uns glücklich schätzen, noch ein Unentschieden erreicht zu haben."

Der Bayer-Trainer hielt dann eine Laudatio auf 96, die wir nur in Auszügen drucken können. Sehr geschickt und clever habe 96 gespielt, mit viel Leidenschaft, "auch wenn nicht alles funktioniert, jeder rennt für jeden". Und "96 hat zwei gute Stürmer, die viel unterwegs sind und Torgefahr entwickeln".

Didier Ya Konan und Mohamed Abdellaoue haben ihr Tor erzielt – und bekamen gestern von Mirko Slomka einen Preis verliehen – den Ehren-Fredi. "Früher war Fredi Bobic ein Garant für Tore mit dem ersten Kontakt. Es macht uns stark zu wissen, dass wir mit dem ersten Kontakt ein Tor machen können." Als 96-Stürmer lernt man eben, aus wenig viel zu machen.

Nur 27 Prozent Ballbesitz weist die Spielstatistik aus – ein historischer Tiefststand. Ballbesitz, von Bayern-Trainer Louis van Gaal als siegbringende Taktik gefordert, wird offensichtlich überschätzt. Es geht auch ohne beziehungsweise mit wenig. 37 Prozent waren es bei den 2:1-Siegen von 96 gegen Frankfurt und Schalke. Noch mal zehn Prozent weniger gegen Leverkusen, weil 96 ab der 37. Minute mit zehn Spielern auskommen musste.

Emanuel Pogatetz hatte sich früh die zweite gelbe Karte abgeholt, mit einem überflüssigen Foul, das nur einem verrückten Hund passieren kann. Mad Dog nannten sie ihn in England, jetzt weiß man auch in Hannover, warum. Die Überraschung war aber, dass man diese Unterzahl dem Spiel lange nicht anmerkte. Bis Heynckes den Schweizer Nationalspieler Eren Derdiyok einwechselte (60.). "Das hat uns ein bisschen durcheinandergewirbelt", gibt Slomka zu. Keiner bei 96 fühlte sich zuständig. Denn Derdiyok, eigentlich Stürmer, kam auch aus dem Mittelfeld und machte das 2:1 (62.).

Der Ausgleich in letzter Minute war unglücklich, fiel aber, weil 96 unsortiert war beim Freistoß von Patrick Helmes. Ärgerlich, aber nicht wirklich schlimm. Viel mehr können die Fans von einem Bundesligaspiel nicht erwarten. Vier Tore, viele Torszenen, einen Platzverweis, den wenn auch nur kurzen Auftritt des früh verletzten Capitanos Michael Ballack – und 96-Spieler, die laut Slomka "sehr viel investiert haben".

Kurzum: So ist 96 ein himmlisches Vergnügen. Die Mannschaft funktioniert. "Moritz Stoppelkamp hat es mal gesagt, wer in diese Mannschaft nicht gut reinkommt, der muss ein Riesenarschloch sein", erläutert Slomka, "man hält zusammen, jeder arbeitet für den anderen." Und schon flutscht es.

 

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