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Florent Muslija und der SV Sasbach

In unserer neuen Serie "Mein erster Verein" blicken wir mit den 96-Profis zurück auf ihre Anfänge als Fußballer. Den Auftakt macht Florent Muslija, der beim SV Sasbach das Kicken gelernt hat.

/ Profis
Na, wer von den sechs Jungs ist Florent Muslija? Richtig, der junge Mann ganz rechts ist es. Das Foto ist übrigens aus dem Jahr 2004.

Stolze Sasbacher
Beim SV Sasbach haben sie sich im vergangenen Sommer etwas ganz Besonderes ausgedacht. Der Dorfklub aus Baden feierte sein 90-jähriges Bestehen, und zu diesem Anlass bat man den Karlsruher SC, zu einem Gastspiel aufs Land zu kommen. Zur Freude der Sasbacher sagte der KSC zu, und Cheftrainer Alois Schwartz versprach sogar, mit seiner besten Elf anzutreten, also auch mit Florent Muslija, der einst beim SV Sasbach das Kicken gelernt hatte. Das erhoffte Wiedersehen platzte jedoch im letzten Moment. Der KSC trat zwar an und gewann mit 10:0. Florent Muslija aber hatte Karlsruhe bereits ein paar Tage zuvor Richtung Hannover verlassen.

"Anfangs sind wir schon ein bisschen geknickt gewesen", erinnert sich Rainer Friedriszik im Gespräch mit hannover96.de, "aber wirklich enttäuscht waren wir nicht. Eigentlich waren wir alle ganz stolz auf den Jungen." Und Rainer Friedriszik ganz besonders. Schließlich hatte er den Jungen einst beim SV Sasbach trainiert.

Über den Feldweg zum Sportplatz
Anfang des Jahrtausends war das. Mit viereinhalb Jahren war Florent Muslija zum SV Sasbach gekommen, einem kleinen Amateurverein aus dem Ortenaukreis, zwei Rasenplätze mit Flutlicht, ein Klubheim, zwischen Karlsruhe und Freiburg gelegen. Muslija hatte damals zwar mit seiner Familie im Nachbarort Achern gewohnt, und dort hätte es auch einen Fußballverein gegeben. "Aber ich wollte lieber mit meinen Freunden und meinem Cousin zusammenspielen", sagt Muslija, "und die haben damals alle schon in Sasbach gekickt."

Also ist er jede Woche zum Training nach Sasbach gefahren. Anfangs im Auto seines Papas Ismet, später auf eigene Faust. "Ich habe früh Fahrrad fahren gelernt", sagt Muslija, "wir haben uns dann immer bei dem Kumpel auf dem Hof getroffen, der am nähesten an Sasbach gewohnt hat, und dann sind wir alle mit dem Rad über einen Feldweg zum Sportplatz geradelt." Wer kein eigenes Fahrrad hatte, saß bei einem Mitspieler auf dem Gepäckträger. "Wir haben immer eine Lösung gefunden, das hat Spaß gemacht", sagt Muslija.

Flickflack-Torjubel mit fünf Jahren
Er habe eine schöne Zeit beim SV Sasbach gehabt, sagt Muslija, und erfolgreich sei sie auch gewesen. Die Medaillen, die er mit seiner Mannschaft gewonnen hat, liegen bis heute im Haus seiner Familie in Achern, irgendwo in einer Kiste verstaut. "Die müsste ich eigentlich mal wieder herauskramen", sagt der 21-Jährige und grinst. Vielleicht beim nächsten Besuch in der Heimat.

Auch Rainer Friedriszik hat noch einige Erinnerungsstücke aus Muslijas Anfangsjahren bei sich herumliegen. Medaillen, Urkunden, Fotos. Friedriszik war Muslijas erster Trainer, damals bei den Bambinis. Und ihm war früh klar, was er da für einen talentierten Jungen in seiner Mannschaft hatte. "Florent war von Beginn an besonders flink, konnte gut mit dem Ball umgehen und war unheimlich ehrgeizig", sagt Friedriszik. Von seinem Bewegungstalent ganz zu schweigen. Einmal, bei einem Juniorenturnier in Bühl, habe Muslija nach einem Tor einen blitzsauberen Flickflack vorgeführt. Da war er fünf. "Wir waren alle völlig baff", erinnert sich Friedriszik.

"Ich war immer der Kleinste"
Friedriszik war es auch, der Muslija später den Weg zum Karlsruher SC wies. Im örtlichen Wochenblatt hatte er eine Anzeige des KSC gelesen, der zu einer Talentsichtung einlud. Der Sasbacher Coach meldete zunächst seinen eigenen Sohn an und empfahl dann Ismet Muslija, seinen Sohn Florent ebenfalls zum Probetraining zu schicken. "Es wäre doch schade um dieses Talent gewesen", dachte er sich. Muslija überzeugte die Scouts vom KSC, wurde in den Nachwuchskader aufgenommen und setzte sich trotz anfänglicher körperlicher Nachteile durch. "Ich war immer der Kleinste, der Schmächtigste", sagt Muslija, "ich musste mich immer durchbeißen." Und er biss sich durch. Im Mai 2017 gab er sein Debüt für die KSC-Profis in der zweiten Liga, ein Jahr später folgte der Wechsel nach Hannover.

Jahre nach seinem Abschied aus Sasbach sind sich Florent Muslija und sein Entdecker übrigens mal auf dem Sportplatz begegnet. Muslija war mit den B-Junioren des KSC in der Nähe von Sasbach zu Gast, also kam Rainer Friedriszik vorbei und schaute zu. Muslija hatte davon erfahren, und so ließ er sich zu Beginn des Spiel etwas ganz Besonderes einfallen. Der Offensivspieler nahm sich direkt nach dem Anstoß den Ball, dribbelte einen Gegenspieler nach dem anderen aus, schoss aufs Tor und traf. Dann schaute er zu seinem ehemaligen Trainer und grinste. "Er wollte mir mit der Aktion zeigen, was er drauf hat", sagt Rainer Friedriszik und lacht. Muslijas damaliger Trainer beim KSC fand die Aktion hingegen gar nicht lustig. Er nahm den Torschützen wegen seines Alleingangs umgehend vom Platz.
hop

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