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"Ich habe meine Qualitäten am Ball"

96-Neuzugang Marc Stendera spricht im ersten Interview nach seinem Wechsel über Heimat, Hannover - und schlechte Laune nach Niederlagen.

/ Profis
"Ich kontrolliere gern das Spiel": 96-Neuzugang Marc Stendera.

Marc, was bedeutet Heimat für Dich?

Marc Stendera (23): Heimat ist für mich der Ort, an den ich immer zurückkehren kann, egal, ob es mir gut oder schlecht geht, wo ich immer aufgefangen werde.

Deine Heimat ist Hessen. Du bist in Kassel geboren und aufgewachsen, bist mit 14 Jahren zu Eintracht Frankfurt gewechselt und hast dort den Sprung in die Bundesliga geschafft. Jetzt, mit Deinem Wechsel zu Hannover 96, hast Du Deine Heimat zum ersten Mal verlassen. Ist das ein schwieriger Schritt für Dich gewesen?

Stendera: Ja, das war ein schwieriger Schritt. Aber zum Glück ging alles so schnell, dass ich gar keine Zeit hatte, darüber nachzudenken. Ich hänge natürlich sehr an Frankfurt, habe dort sehr viele Jahre verbracht. Aber ich freue mich auch extrem auf meine neue Aufgabe in Hannover. Es wurde einfach Zeit, auch mal aus meiner Komfortzone herauszukommen.

Bruno Hüber, der Sportdirektor von Eintracht Frankfurt, hat kurz vor Deinem Wechsel nach Hannover gesagt, dass ein Tapetenwechsel der Entwicklung Deiner noch jungen Karriere guttun könnte. Hast Du eine Idee, wie er das gemeint haben könnte?

Stendera: Ich möchte gar nicht so viel über Frankfurt sprechen. Die vergangenen zwei Jahre sind einfach nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Deshalb bin ich froh, dass ich das Thema jetzt abhaken kann und nach vorn schauen darf. Ich möchte in Hannover etwas Neues beginnen und wieder mehr Spaß am Fußballspielen haben.

Du bist in den vergangenen Wochen mit zahlreichen Klubs in Verbindung gebracht worden, auch aus der ersten Liga. Was hat am Ende den Ausschlag für 96 gegeben?

Stendera: Ich habe schon direkt nach dem Abstieg gesagt, dass ich mir einen Wechsel nach Hannover sehr gut vorstellen könnte. Ich finde, dass 96 ein toller Verein ist, und ich möchte dabei helfen, dass er dorthin zurückkehrt, wo er hingehört: in die erste Liga. Außerdem liegt Hannover nicht so weit entfernt von meiner Heimat. Meine Eltern können mich also jederzeit besuchen. Auch das hat für diesen Wechsel gesprochen.

Stichwort Familie: Dein Bruder Nils ist einen ähnlichen Weg wie Du gegangen, er spielt mittlerweile bei Eintracht Frankfurt. Wie wichtig ist die Familie für Dich?

Stendera: Sehr wichtig. Mein Bruder war erst acht Jahre alt, als ich nach Frankfurt ging, deshalb habe ich in der Kindheit nicht so viel Zeit mit ihm verbracht. Jetzt ist der Kleine groß, und es ist umso schöner, dass er auch erfolgreich Fußball spielt. Ich unterstütze ihn immer zu hundert Prozent, er kann mich jederzeit anrufen.

Und träumt ihr schon von einem Brüderduell auf dem Rasen?

Stendera: Das wäre ein echter Höhepunkt für mich. Wenn es mal so kommen sollte, könnten sich Mama und Papa bestimmt nichts Schöneres vorstellen. Aber es ist noch ein weiter Weg bis dahin.

"Ich bin schon immer ein schlechter Verlierer gewesen."
96-Profi Marc Stendera

Kommen wir aus der Zukunft zurück in die Gegenwart: Du bist seit ein paar Tagen in Hannover, hast am Donnerstag im Testspiel gegen Werder Bremen erstmals mit Deinen neuen Kollegen auf dem Platz gestanden. Wie ist Dein erster Eindruck vom Team?

Stendera: Das ist nach so wenigen Tagen sehr schwer zu beantworten. Die Mannschaft hat mich sehr gut aufgenommen, aber das ist ja eh in den seltensten Fällen ein Problem. Außerdem bin ich, glaube ich, ein angenehmer Typ, der wenig Probleme mit Menschen hat. Wichtig ist, dass ich die Jungs jetzt richtig kennenlerne, und dass ich sie auf dem Platz verstehe, dass ich weiß, wie sie sich bewegen.

Hast Du auch schon ein bisschen was von Hannover gesehen?

Stendera: Ich bin ein bisschen durch die Stadt spaziert, aber mehr noch nicht. Sobald ich eine Wohnung gefunden habe und ein bisschen mehr Ruhe eingekehrt ist, werde ich mir Hannover anschauen.

Die Stadt kennst Du noch nicht so gut, das ist verständlich. Wie sieht es mit dem Klub aus? Was verbindest Du mit Hannover 96?

Stendera: Ich habe in Hannover mal zwei Tore in einem Spiel für Frankfurt geschossen. Das war mein erster Doppelpack in der Bundesliga. (grinst)

Deinen ersten Dreierpack erzielst Du dann aber für 96 und nicht gegen 96, oder?

Stendera: (lacht) Mal sehen. Auf jeden Fall zeigt mein Doppelpack, dass es mir Spaß macht, in Hannover Tore zu schießen. Das ist doch schon mal eine gute Voraussetzung.

Du hast mal über Dich gesagt: "Das Sprinten ist nicht meine Stärke. Aber der liebe Gott hat mir dafür andere Fähigkeiten gegeben." Welche Fähigkeiten sind das, und wie würdest Du Dich als Fußballspieler beschreiben?

Stendera: Ich bin sicher nicht der Spieler, der 50 Meter durchsprintet. Ich habe meine Qualitäten am Ball und versuche, die Mitspieler einzusetzen oder selbst zum Abschluss zu kommen. Ich kontrolliere gern das Spiel.

Ich habe noch ein Zitat, diesmal von Deinem ehemaligen Trainer Armin Veh. Er hat mal über Dich gesagt: "Marc kann nicht verlieren, er will immer gewinnen." Hat er recht?

Stendera: Ja, das stimmt. Schon als kleines Kind war das extrem bei mir. Verlieren macht keinen Spaß, da bekomme ich schlechte Laune. Deshalb gibt es für mich immer nur eines: gewinnen! Wenn ich verliere, aber alles gegeben habe, nehme ich das auch hin. Aber wenn nicht, kann ich das nicht akzeptieren.

Gilt das Nicht-verlieren-Können nur auf dem Fußballfeld oder auch im Privatleben, zum Beispiel bei einer Runde "Mensch ärgere Dich nicht" mit der Familie?

Stendera: Das gilt auch privat. Ich bin schon immer ein schlechter Verlierer gewesen. (lacht)

Wenn wir schon beim Thema Ehrgeiz sind: Welche Ziele hast Du Dir für diese Saison gesetzt - sowohl persönlich als auch mit der Mannschaft?

Stendera: Ich möchte wieder mehr spielen und natürlich gesund bleiben. Und was die Mannschaft betrifft: Ich habe die bisherigen Spiele der Jungs verfolgt und gesehen, dass sie das nicht schlecht gemacht haben. Es hat aber noch ein bisschen etwas gefehlt, und ich möchte der Mannschaft helfen, künftig mehr Spiele zu gewinnen.
hop

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