"Das musste ich erst einmal sacken lassen"
Köln im Jahr 2005: Im Elternhaus von Ron-Robert Zieler klingelt das Telefon. Auf der anderen Seite der Leitung meldet sich ein Scout von Manchester United. Der von Trainerikone Sir Alex Ferguson gecoachte Klub zählt zu jener Zeit zu den Topvereinen weltweit. Im Telefonat wird deutlich: Es besteht Interesse am damals 16-jährigen Zieler, Nachwuchstorwart beim 1. FC Köln und in den DFB-Junioren-Nationalteams. "Das musste ich erst einmal sacken lassen", sagt der heutige 96-Kapitän. "So einen Anruf bekommt man natürlich nicht alle Tage."
"Ich war Feuer und Flamme"
Noch 17 Jahre später kann er sich sehr genau an die Geschehnisse in dieser aufregenden Zeit erinnern, die sein Leben verändern wird. Nicht lange nach dem Anruf steigt Zieler mit seinem Vater Raimunt in den Flieger Richtung England, um sich vor Ort umzusehen – und konkrete Gespräche zu führen. "Die Verantwortlichen von Manchester haben mir dann mitgeteilt, dass sie mich gern verpflichten wollen, und gefragt, ob ich mir das vorstellen kann", berichtet Zieler. "Und dann saß ich im Büro von Sir Alex Ferguson." Er gibt zu: Alles verstanden von den Ausführungen des Welttrainers mit seinem schottischen Akzent habe er in dem Moment nicht, aber: "Es war mir schon klar, dass es schwer sein würde, als 16-Jähriger dem Sir Alex Ferguson da abzusagen", grinst er und fügt an: "Ich war ja auch Feuer und Flamme – und habe gesagt, ich mache das."
"So eine Chance bekomme ich vielleicht nur einmal im Leben"
Eine Entscheidung, die sein Leben für immer verändern wird. "Der 16-jährige Ron-Robert Zieler denkt sich in dem Moment natürlich nicht viel. Der ist begeistert von der Anfrage, zu so einem Weltverein gehen zu können. Für mich war eigentlich relativ schnell klar gewesen: Ich möchte das machen. So eine Chance bekomme ich vielleicht nur einmal im Leben", erinnert sich der Torwart. Um seinen Traum, Fußballprofi zu werden, in Manchester wahrwerden zu lassen, muss er aber sein ganzes bisheriges Leben aufgeben. "Ich hatte mir im ersten Moment gar nicht so viele Gedanken gemacht, was das alles noch mit sich bringt. Es ist nicht so einfach, die Familie, die Freunde und das gewohnte Umfeld zu verlassen – und alles, was dazugehört." Vor allem seine Mutter hat Bedenken. Dennoch: Der Plan steht und Zieler geht auf die Insel.
"Und dann wissen wir ja, wie die Geschichte war …"
Dort lebt er nicht etwa im Internat, sondern in einer Gastfamilie. "Im Nachgang sage ich: Das war für mich sehr wichtig, weil ich direkt das Gefühl hatte, ich bin eingebettet in ein normales Leben", so der heute 33-Jährige. Bei seinem neuen Klub fasst er schnell Fuß. Auch wenn sich zwischendurch auch mal das Heimweh meldet, verbringt Zieler fünf Jahre in Manchester. Von dort wechselt er 2010 zu Hannover 96. "Und dann wissen wir ja, wie die Geschichte war …", schmunzelt er. Ein halbes Jahr darauf wird er zum Stammkeeper, debütiert im November 2011 in der Deutschen Nationalmannschaft. "Es hat mir schon geholfen, diese Erfahrung bei Manchester United zu machen", resümiert er, "um dann einfach topvorbereitet zu sein auf das Profileben danach."
Schaut das Video
Die Ausgabe mit Ron-Robert Zieler ist der zweite Teil unserer neuen Reihe "Erzähl mal!" – präsentiert von unserem Partner AOK Niedersachsen. Schaut Euch das Video an und erfahrt, welche Begegnung mit Man-United-Starstürmer Ruud van Nistelrooy für Zieler besonders einprägsam war, und warum Hannover inzwischen zu seinem Zuhause geworden ist.
Zur ersten Ausgabe "Erzähl mal!" mit Sebastian Ernst gelangt Ihr hier: zum Video.
hec