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Robert-Enke-Stiftung erinnert, appelliert und feiert das Leben mit vielen bekannten Gesichtern

Viele bekannte Persönlichkeiten aus dem 96-Umfeld und darüber hinaus, sensibles, würdevolles Erinnern – und im Mittelpunkt ein nach wie vor unfassbar wichtiges Thema: Die Robert-Enke-Stiftung lud am Samstagabend zur großen Gala zur Verleihung der "Mental Health Awareness Awards", um großes Engagement zum offenen Umgang mit Depressionen zu honorieren – und das Leben zu feiern.

/ Engagement, Klub

"Er glaubte, sich verstecken zu müssen"
Der 10. November 2009 wird in den Köpfen der 96-Anhängerinnen und -Anhänger sowie unzähliger Fußballfans auf der ganzen Welt für immer unvergessen bleiben. Es ist der Tag, an dem Robert Enke sich das Leben nahm. Der 96-Kapitän und Torhüter der Deutschen Nationalmannschaft litt unter schweren Depressionen. Und er, der in dieser so medienlastigen Fußballwelt im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stand, litt im Stillen.

Teresa Enke bei ihrer Eröffnungsrede im Rahmen der "Mental Health Awareness Awards" am Samstagabend (Foto: Petrow)

"Sein Gefühl, dass niemand ihn und seine Krankheit verstehen würde, erschwerte die Behandlung seiner Depressionen. Er glaubte, sich verstecken zu müssen", sagte seine Witwe Teresa Enke in ihrer Eröffnungsrede der großen Gala zur Verleihung der "Mental Health Awareness Awards" als Höhepunkt der erstmals organisierten "Mental Health Days" in den Herrenhäuser Gärten. Aber, so fuhr die 48-Jährige, die sich als Vorstandsvorsitzende der Robert-Enke-Stiftung die Enttabuisierung und Entstigmatisierung dieser mentalen Krankheit zur Lebensaufgabe gemacht hat, fort: "15 Jahre später lässt sich sagen: Etwas hat sich getan. Um an das vielfältige Engagement zu erinnern, aber auch um einfach 'Danke' zu sagen, haben wir uns entschieden, diesen besonderen Tag zu feiern" Dieser besondere Tag, der 24. August, wurde ganz bewusst als Datum für die Veranstaltung gewählt: Es ist der Tag, an dem Robert Enke seinen 47. Geburtstag begangen hätte.

Viele bekannte Gesichter
So waren zahlreiche Freunde und Förderer der Robert-Enke-Stiftung am Samstagabend deren Einladung gefolgt, um im außergewöhnlichen Ambiente des historischen Festsaals der Galerie in den Herrenhäuser Gärten eine Gala großer Emotionen und gleichsam stiller Töne zu erleben. Von Hannover 96 nahmen neben Sportdirektor Marcus Mann aus dem Profikader Kapitän Ron-Robert Zieler, sein Stellvertreter Marcel Halstenberg sowie Havard Nielsen, Fabian Kunze und Leo Weinkauf teil. Auch Robert Enkes einstige Mitspieler Per Mertesacker, Altin Lala und Jan Rosenthal, sein ehemaliger Trainer Dieter Hecking und langjährige Begleiter der Stiftung wie Oliver Pocher und André Breitenreiter waren bei dem Event vor Ort. Den Niedersächsischen Fußballverband vertrat Präsident Ralph-Uwe Schaffert, vonseiten des Deutschen Fußball-Bundes waren u.a. Geschäftsführer Andreas Rettig und Bernd Neuendorf zugegen.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf würdigt Teresa Enke
Auch der DFB-Präsident habe den Moment am 10. November 2009 noch in präsenter Erinnerung, an dem er – wie er sagt – noch als "normaler Fußballfan" vom Tod Enkes erfuhr. Größte Anerkennung brachte der 63-Jährige in seiner Rede für die Arbeit der Stiftung zum Ausdruck – insbesondere für Teresa Enke: "Ich bewundere ihre Kraft und ihre Hingabe für diese wichtige Aufgabe", so Neuendorf, der betonte: "Das Thema Depressionen hat trotz aller Fortschritte nichts an Bedeutung verloren. Ich glaube, dass es wichtiger ist denn je."

In dem Zusammenhang verwies er auf "die zunehmende Verrohung in den sozialen Medien. Die Anzahl derjenigen, die durch Mobbing im Netz unter Depressionen und Suizidgedanken leiden, ist nach Angaben von Experten hoch." Gegen dieses Phänomen müsse die Gesellschaft insgesamt aufstehen. "Unternehmen, Verbände, Vereine – wir sind hier alle gefordert. Es kann so nicht weitergehen", appellierte der DFB-Präsident. Außer Frage steht: Es gibt noch vieles zu tun, Missstände anzusprechen und Aufklärungsarbeit rund um die Depression zu leisten. Um diese Arbeit zu würdigen, vergab die Robert-Enke-Stiftung Preise an zwei Persönlichkeiten.

Kurt Krömer und Brigitte Mothes werden geehrt
Kurt Krömer wurde in der Kategorie "Public Life" ausgezeichnet. Der Komiker, Schauspieler und Autor hatte im März 2021 seine Depressionserkrankung offengelegt und ein Buch ("Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression") geschrieben, das er als seinen "Erfahrungsbericht" damit bezeichnet. Gnadenlos ehrlich und ungeschönt berichtet der u.a. durch seinen gefeierten Auftritt in der Amazon-Prime-Show "LOL" bekannte 49-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Alexander Bojcan heißt, darin von seinem Leben mit der Depression. Vielfältig setzt er sich darüber hinaus für die Enttabuisierung ein und legt – wie auch am Samstagabend – hinsichtlich gesellschaftlicher Fehlentwicklungen den Finger in die Wunde: "Wenn ich mir Deutschland angucke, dann sind wir nicht alle depressiv", sagte er nach der Preisübergabe. "Aber man sieht, wie depressiv unsere Strukturen sind."

Mit größtem Respekt begleitete Krömer auch die zweite Preisträgerin des Abends, Brigitte Mothes, die selbst unter Depressionen litt und sich seither in ihrer Heimat, dem Vogtland, ehrenamtlich, u.a. mit der Gründung mehrerer Selbsthilfegruppen, um betroffene Menschen kümmert. Die von Mothes initiierten Angebote werden inzwischen jährlich von mehreren Tausend Betroffenen wahrgenommen. Sie nahm sichtlich gerührt den Preis in der Rubrik "Social Aid" entgegen. Beide Auszeichnungen sind mit 15.000 Euro dotiert. Die Summe soll zweckgebunden einer Einrichtung zur Verfügung gestellt werden, die sich der Erforschung, Behandlung oder Aufklärung von Depressionen widmet.

Teresa Enke mit Preisträger Kurt Krömer (Foto: Petrow)

Udo-Lindenberg-Song zum Abschluss
Die Organisatoren um Jan Baßler, Geschäftsführer der Robert-Enke-Stiftung, verstanden es nicht nur, für diese Preisverleihung einen herausragenden Rahmen zu schaffen, sie trafen auch inhaltlich den perfekten Ton. Die Anwesenden vor Ort erlebten würdevolles Gedenken an einen herausragenden Sportler und Menschen, starke Redebeiträge und eine sensible musikalische Einrahmung durch die Interpretin Katha Rosa, die zu Beginn des Abends ihren Titel "Schwarzer Hund", der sich mit der Depression auseinandersetzt, intonierte und zum Ende des Programms – auf Teresa Enkes ausdrücklichen Wunsch – mit herrlich souliger Stimme ihre Version des Udo-Lindenberg-Songs "Das Leben" präsentierte. Im Refrain heißt es: "Nimm dir das Leben und lass es nicht mehr los. Denn alles, was du hast, ist dieses eine bloß." Kaum besser als mit diesen Zeilen hätten die "Mental Health Awareness Awards" enden können – sie waren am Geburtstag Robert Enkes eine Feier für das Leben.
hec

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