Eine Million Stöße im Jahr
Hochkonzentriert steht er da, den Queue sauber zwischen Daumen und Zeigefinger aufgelegt, die weiße Kugel im Visier. Stoffhose, rotes Hemd und schwarze Lackschuhe komplettieren den professionellen Eindruck.
Dominic runzelt konzentriert die Stirn, ein Bein schwebt in der Luft, dann stößt er zu und krachend rollen die bunten Billardkugeln in alle Richtungen - ein Ball fällt wie magisch angezogen ins Loch. Nur scheinbar zufällig, denn der Zehntklässler hat alles genau geplant und Tag für Tag trainiert. Pro Jahr kommt er auf etwa eine Million Stöße. Langweilig wird es ihm auch bei täglich drei Stunden Üben nie: "Die Situation auf dem Tisch ist jedes Mal anders. Es ist für mich einfach das Faszinierendste auf der Welt."
Großes Talent und hartes Training
Die Präzision von Dominic ist schier unvorstellbar. In seiner besten Serie versenkte er einmal 154 Billardkugeln in Folge in ein jeweils vorher angesagtes Loch. Für solch atemberaubende Leistungen bedarf es neben Spaß am Spielen und Willen zum Training vor allem jeder Menge Talent. "Du brauchst viel Konzentration, eine ruhige Hand, schnelle Aufnahmefähigkeit und musst intelligent sein", zählt Dominic auf. "Ich sehe schon vorher im Kopf ganz genau, wohin der Ball nach meinem Stoß laufen wird." Oftmals denkt er in einem Spiel wie ein Schachspieler vier Züge im Voraus.
Was für viele "Normalos" eines der beliebtesten Kneipenspiele ist, soll bei Dominic Jentsch einmal zum Job werden. Erst vor drei Jahren hat er sich gegen eine Karriere als hoffnungsvoller Fußballer entschieden, kann sich aber jetzt schon mehrfacher Landes-, Deutscher- und Europameister im Billard nennen. Bei seinen beiden Auftritten bei den Weltmeisterschaften in Österreich und Willingen landete er gegen wesentlich ältere Sportler auf Platz 17 und 16. Irgendwann will er die Nummer 1 der Welt sein und mit dem Sport sein Geld verdienen. Zuzutrauen ist es ihm: Wer den schmalen, blonden und angenehmen Jungen unterschätzt, ist schon jetzt schlecht beraten, schließlich gibt es in Deutschland kaum noch einen Erwachsenen, der ihn schlagen kann.
Das Gymnasium komme trotz allem nicht zu kurz, versichert Dominic lächelnd. "Nach Unterrichtsschluss um halb drei macht er zwei Stunden Hausaufgaben und dann geht es ab an den Tisch", bestätigt auch sein Vater Enrico Jentsch. Zumal sich durch den Billardsport offensichtlich auch Vorteile in der Schule ergeben: "In Mathe stehe ich auf Zwei. Da hilft mir der Sport schon, gerade bei Winkelberechnungen", erklärt Dominic, der im Alter von zehn Jahren zum ersten Mal am Tisch stand.
"Die ganze Atmosphäre hat mich fasziniert. Es macht einfach Spaß, wenn die Zuschauer dich bei jedem Stoß anfeuern und hinter dir stehen".
Schaffung professioneller Strukturen
Dominic ist eines der hoffnungsvollsten Talente im deutschen Billardsport. Die Voraussetzungen für eine weitere erfolgreiche Zukunft ist ein gut organisiertes Umfeld.
Aus diesem Grunde möchte Dominic, der seid 2006 die Erfolge bei 96 einfährt, seinen Wohnsitz nach Hannover verlagern, um einen "professionellen" Weg als Billard-Athlet bei Hannover 96 mit Abiturabschluss zu verwirklichen. Mike Neubert, Abteilungsleiter und sehr guter Freund von Dominics Vater, Enrico Jentsch, ist derzeit bemüht eine passende Lösung zu finden. Billard ist zwar olympisch, zählt aber zu den nicht ausgetragenen Sportarten, weshalb ein Platz in einer Akademie oder einem Sportinternat leider nicht möglich ist. Sponsoren müssen gefunden werden, um Dominic eine langfristige Perspektive bei Hannover 96 zu bieten. Denn eins ist klar, Angebote liegen bereits aus der ersten Bundesliga vor. "Aber die möchte ich lieber mit meinem Team bei 96 erreichen" ,so Dominic".