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«Was für ein Typ: Leon Balogun und seine Berliner Schnauze sorgen bei 96 für Stimmung.

 

Er kommt aus Berlins Problembezirk Moabit, wollte in Potsdam Sportmanagement studieren – jetzt mischt Leon Balogun 96 auf. „Offen, selbstbewusst, extrovertiert, eben ein echter Berliner Junge“, sagt Trainer Dieter Hecking. 

An den ersten Trainingstagen hinterließ der 19-Jährige einen ausgezeichneten Eindruck, er ließ kaum erkennen, dass er von Türkiyemspor Berlin aus der vierten Liga kommt. Klar, dass er „ein Super-Gefühl“ hat. Auch wenn die Vorbereitung gerade erst begonnen hat, darf er vom Bundesliga-Debüt träumen. Vielleicht schon gegen Schalke? „Sag niemals nie“, sagt Balogun und lacht. Dafür muss er aber an Steven Cherundolo vorbeiziehen, der erst am 14. Juli aus dem Urlaub zurückkommt. 

Balogun freut sich auf das Duell auf der rechten Abwehrseite: „Für mich ist es ein Vorteil, wenn Steven Cherundolo da ist, dann kann ich mir was abgucken. Ich muss noch viel lernen. Und ich soll Cherundolo nicht ersetzen, ich soll ihn ersetzen können.“ Vor vier Jahren hat er zum letzten Mal als Rechtsverteidiger gespielt, bei Türkiyemspor war er Innenverteidiger. 

An seinen ersten 96-Tagen hat er gemerkt, „offensiv bin ich schon ganz gut, defensiv muss ich noch dazulernen“. Bundesliga und Oberliga – „taktisch ist das ein großer Unterschied. Jeder weiß, wohin er zu laufen hat, das Tempo ist höher, die Spieleröffnung viel schneller.“ 

Trainer Dieter Hecking warnt daher vor verfrühter Euphorie: „Wir dürfen ihn nicht in den Himmel loben, man hat schon viele Sterne am Himmel verglühen sehen.“ Überrascht über das positive und selbstbewusste Auftreten Baloguns ist der Trainer nicht: „Es waren ja auch andere Vereine an ihm dran. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl.“

Hertha buhlte intensiv um das vielleicht größte Talent im Berliner Fußball, aber Manager Dieter Hoeneß konnte Balogun nicht überzeugen, in der Hauptstadt zu bleiben. Bei Hecking und 96-Sportdirektor Christian Hochstätter spürte Balogun „mehr Vertrauen“. Außerdem hatte er Angst, wie viele Berliner Talente bei Hertha keine echte Chance zu bekommen. Also entschied sich Balogun für 96. Im Zooviertel hat er seine erste eigene Wohnung bezogen – und auf dem Rasen darf er neben seinem Idol trainieren: „Valérien Ismaël ist ein Vorbild für mich, seit der C-Jugend werde ich sogar mit ihm verglichen. Dabei sehen wir uns gar nicht ähnlich.“ Zu Hause in Berlin sind Mama Orfa, halb Deutsche, halb Italienerin, Papa Cesar, ein Nigerianer, und Schwester Miriam (32) mächtig stolz auf ihren Leon. „Es gab oft Auseinandersetzungen, weil ich in der Schule zu faul war. Jetzt freuen sie sich umso mehr, dass ich es geschafft habe.“

Beinahe hätte Mama Orfa übrigens die Karriere ihres Sohns verhindert. Sie verbot ihm, Fußball zu spielen – weil der Platz seines ersten Klubs SC Union neben einem Gefängnis lag. Erst als Leon Balogun beim Basketballtraining überfallen wurde, durfte er die Sportart wechseln. Zum Glück.

 

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