NIEMALSALLEIN

Ein Personenzug, der mit 70 Fußballfans von Hannover 96 besetzt war, ist in Weddel, vor den Toren Braunschweigs gelegen, von Hooligans attackiert worden – mit großer Wahrscheinlichkeit von Anhängern des Drittligisten Eintracht Braunschweig.

 

Die Haltestelle in Weddel wurde bei dieser Aktion, die nur zwei Minuten dauerte, völlig verwüstet, ein Waggon zerstört, sodass er ausgetauscht werden musste. Es grenze an ein Wunder, sagte ein Polizeisprecher, dass niemand in dem Zug verletzt wurde, in dem auch Kinder und Jugendliche unterwegs waren.

20 bis 30 vermummte Gestalten hatten am Sonnabendabend gegen 21 Uhr im Schutze der Dunkelheit der Regionalbahn aufgelauert, in der sich laut 96-Fanbeauftragten Frank Watermann 70 Anhänger der "Roten" befanden, die die Regionalligaelf zum Spiel in Babelsberg (0:1) begleitet hatten. Als der Zug zum Halten kam, stürmten die Hooligans lautstark schreiend los. Mit Stöcken, Baseballschlägern, Holzlatten und Eisenstangen bewaffnet, rückten sie vor, zerschlugen Fenster, warfen Steine und auch Rauchkörper in den Bahnwaggon.

Ein Teil der 96-Fans habe mit einem Gegenangriff auf die Attacke reagieren wollen, sagte ein Polizeisprecher. Etwa 35 Beamte der Bahnpolizei, die den Zug begleiteten, weil sich unter den 96-Anhängern auch etliche sogenannte gewaltbereite Fans befanden, verhinderten dies jedoch – und damit Schlimmeres. Gegen die mutmaßlichen Täter wird jetzt wegen Landfriedensbruch ermittelt. Die Ermittler vermuten, dass die Hooligans aus dem Umfeld von Eintracht Braunschweig stammen. Ein Indiz dafür ist eine Aufschrift am Wartehäuschen in Weddel. "Juden Hannoi" ist darauf zu lesen. Hannoi ist der Szenename für Hannover. Und auch, dass einige Angreifer blau-gelbe Sturmhauben getragen hätten, den Vereinsfarben der Eintracht, wie ein Augenzeuge sagte, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte Christian Brandt, Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Hannover, "es kann aber dauern, bis endgültige Ergebnisse vorliegen."

Dass 70 Fans der "Roten" mit nach Babelsberg gefahren seien, verwunderte Watermann, der die Anhänger zum Hauptbahnhof in Hannover begleitet hatte, nicht. Zu den Heimspielen des Regionalligateams kommen oft nur 100 Zuschauer in die AWD-Arena. "Das machen sie öfter mal", sagte der Fanbeauftragte. Es seien auch einige gewaltbereite Anhänger darunter gewesen seien. "Der gesamte Sachverhalt ist noch etwas unklar", sagte Watermann. "Aber ganz klar ist: Es gab keine Verabredung mit der Gegenseite. Es war ein Angriff auf unsere Fans." Der Zug sei schon auf der Hinfahrt durch Braunschweig und Magdeburg gefahren und hätte dort jeweils eine halbe Stunde Aufenthalt gehabt, sagte Watermann, "da war es ein Leichtes, sich auszurechnen, wann die Rückfahrt ist."

Dennoch kam der Überfall in Weddel überraschend. Der Augenzeuge berichtet, dass die 96-Fans erst bei der nächsten Station, dem Hauptbahnhof Braunschweig, mit einer Attacke gerechnet hätten. Bei Eintracht Braunschweig reagierte man entsetzt. "Ich bin schockiert und verärgert", sagte der Fanbeauftrage Jan Marek. "Noch sind die Fragezeichen zu groß: Aber wenn Fans unseres Vereins daran beteiligt gewesen sein sollten, dann werden wir mit allen rechtlichen Mitteln dagegen vorgehen."

Was die Braunschweiger besonders wurmen dürfte: Am selben Tag hatte es beim Oberligaspiel der Eintracht-Reserve beim VSK Osterholz-Scharmbeck schon einen Zwischenfall mit sogenannten Eintracht-Fans gegeben. Zwei von ihnen waren auf den Platz gelaufen, hatten fast einen Spielabbruch provoziert. Als die Polizei einschritt, mischten plötzlich mehrere Braunschweiger mit; es gab eine Rangelei mit den Beamten, von denen drei leicht verletzt wurden. Gegen fünf Rowdies wurde ein Strafverfahren eingeleitet, sieben wurden in Gewahrsam genommen. "Schlimm, einfach schlimm", sagte Marek. Wer mag ihm widersprechen?

 

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