NIEMALSALLEIN

Die TV-Kameras waren noch ausgeschaltet, die 96-Spieler sammelten sich noch in der Kabine, es gab noch keine Musik, keine Rede und noch keine Nationalmannschaft – nur den freien Blick auf den Sarg von Robert Enke auf dem Mittelpunkt des Rasens.

 

15.000 mögen es bereits gewesen sein im Stadion. Alle anderen verpassten diesen starken Moment. Teresa Enke schritt fast ängstlich Richtung Sarg, nur begleitet und gestützt von der Freundin Tina Neblung. Die frühen Trauergäste im Stadion reagierten sofort. Sie klatschten den Beifall des Respekts vor einer tapferen Frau. Bis Teresa Enke am Mittelkreis vor dem Sarg mit ihrem toten Mann darin stand und weinte.

Eine 33 Jahre junge Witwe steht seit dem Selbstmord ihres Mannes für eine völlig neu diskutierte Tugend: Stärke beweisen, indem man Schwäche zeigt. Die Freunde und die Familie kümmerten sich gestern mit darum, dass Teresa an dieser Schwäche nicht zerbricht. Der Grat ist schmal, auf dem die Witwe sich bewegte in den vergangenen Tagen.

Bei der Feier sackte sie in emotionalen Momenten – und davon gab es viele während der Trauerfeier – regelrecht in sich zusammen. Der Berater und Freund Jörg Neblung stützte sie von rechts, Robert Enkes früherer Gladbacher Mitbewohner und enger Freund Marco Villa von links.

Villa, dessen Frau Christina gestern ebenfalls bei Familie und Freunden saß, war Teresa gestern von allen am nächsten. Marco Villa hielt Teresa auch fest, als sie drohte zusammenzubrechen. Am Ende der Zeremonie schien es ihr zu viel zu werden, als die 96-Spieler den Sarg ihres Mannes aus dem Stadion trugen.

Diese Witwe muss nicht nur den Verlust ihres Mannes aushalten. Sie bürdete sich 19 Stunden nach dem Selbstmord ihres Mannes eine Pressekonferenz auf, bei der sie erklärte, unter welcher schweren Krankheit ihr Mann litt. "Eine außergewöhnlich starke Frau", sagte auch 96-Chef Martin Kind nach der Trauerfeier. "Mit der Pressekonferenz hat sie eine Problematik eröffnet, die Folgen haben wird."

35.000 Trauergäste standen mehrmals auf für Teresa Enke. "Jeder hat gespürt, dass Frau Enke einem selbst Mut machen kann", sagte Pfarrer Heinrich Plochg, der die Zeremonie als Geistlicher begleitet hatte.

96-Fan Björn Schinkewitsch aus Burgwedel bestätigt stellvertretend den Eindruck des Pfarrers: "Ich bin dankbar, dass Teresa Enke uns Fans die Gelegenheit gegeben hat, uns von Robert zu verabschieden. Ich habe den allergrößten Respekt vor ihr. Ich bin überzeugt, dass sie das schafft."

Martin Kind versprach zum Abschluss seiner Rede noch einmal Unterstützung: "Wir werden für Sie da sein." Teresa Enke kann jede Hilfe gut gebrauchen.

 

NEWSCENTER
RSS Feed
Fanartikel
Business
Arena
Datenschutz
Kontakt
Medien
Sitemap
Tickets
Navigation
Schließen