NIEMALSALLEIN

Im VIP-Bereich der AWD–Arena lag eine Kondolenzliste aus: in DIN-A4-Format, schwarz und in Leinen gefasst. Die Menschen, die in diesem Teil des Stadions trauerten, sind wichtige Vertreter des öffentlichen Lebens.

 

In dem Buch, in dem sie mit einem schwarzen Stift ihren Zorn über die Verschwendung des Lebens und ihre Unfassbarkeit über die Ungerechtigkeit des Schicksals aufgeschrieben haben, hat eine anonyme Kathrina ihre Seele mit einem Sinnspruch erleichtert: "Wenn uns die Menschen, die wir lieben, genommen werden, können wir sie trotzdem behalten. Indem wir nicht aufhören, sie zu lieben."

Irgendwer hat eine gelbe Rose neben dieses Buch der Liebe gelegt, irgendjemand hat eine Kerze in einem Windlicht angezündet. Daneben steht ein schwarzweißes Foto von Robert, gerahmte Erinnerung an einen guten Freund.

In den 96-Logen herrscht an Spieltagen meist eine ausgelassene Atmosphäre. Empfindungen und Einschätzungen übers Spiel werden ausgetauscht, man kennt sich, und man geht gut miteinander um.

Während der Feier gestern herrschte hier gedämpfte Stimmung, entstanden durch Trauer und Verlust. Die Menschen hier oben, dicht unterm Dach, werden – wie die Massen im Stadion – bestimmt durch Mitgefühl und Fassungslosigkeit über die Heftigkeit des Todes. Mancher dabei mit brennenden Augen. Die Trauernden und Trostsuchenden hier unterscheiden sich nicht von den Fans, die früh zum letzten Geleit gekommen sind, um einen Platz zu bekommen: Ohnmacht, Ohnmacht, Ohnmacht.

Als zum Ende des Abschiednehmens auf der Leinwand Enke-Bilder erscheinen, zücken einige die Taschentücher. Diese Dokumente eines großen Sportlerlebens, diese Erfahrung mit einem volksnahen Helden und diese Erinnerung an einen geliebten Menschen setzt sentimentale Sinnsuche frei. "Wie kann man glauben", fragt einer, "dass Leben aufhört, nur weil der Körper nicht mehr da ist?"

 

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