Sie wollten in Ihrer Jugend gern Fußballreporter werden – das hat nicht geklappt. Wieso?
Thorsten Schröder (53): Irgendwann wurde mein Interesse für Politik und Wirtschaft immer größer, sodass ich zwar weiter Reporter bzw. Journalist werden wollte, aber nicht mehr im Sportbereich. Sport ist eine tolle Nebensache, aber täglich über kaputte Syndesmosebänder zu berichten oder Dreierketten, das wollte ich nicht. Das politische Geschehen fand ich noch spannender.
Sie stammen aus Reinbek – wie kam es zu Ihrer Liebe zum FC St. Pauli statt zum Hamburger SV?
Schröder: Reinbek liegt vor den Toren Hamburgs und eines Tages im Sommer 1983 schlug mein Vater vor, sich ein Spiel des FC St.Pauli anzusehen. Der Klub spielte als Drittligist in der Aufstiegsrunde und das Erlebnis war so beeindruckend, dass ich sofort mein Herz an den FC verloren hatte: im kleinen, engen Stadion war eine sehr bunte Mischung an Zuschauern versammelt, die während des ganzen Spiels einen Höllenlärm machte, obwohl es damals nur ungefähr 5.000 Menschen waren, glaube ich. Man hat gehört, was sich die Spieler zugerufen haben und sie haben gefightet wie die Irren. Es war bei mir Liebe auf den ersten Kick, obwohl es mit dem Aufstieg damals noch nicht geklappt hat. Meine Leidenschaft galt also erstmal einem Drittligisten.
Sie sind leidenschaftlicher Fußballer. Als Kind kickten sie bei jeder Gelegenheit. Auch im Verein?
Schröder: Fußballfan bin ich seit der WM 1974 in Deutschland. Seitdem gehörte ein Fußball quasi zu meiner Grundausstattung. Ich hatte nahezu immer einen am Fuß. Allerdings dauerte es recht lange bis ich in den Verein kam, weil ich Angst hatte, ich müsste vielleicht mitten im Spiel aufs Klo. Als ich endlich meinen Körperfunktionen voll vertraute, bin ich für meinen Heimatverein aufgelaufen, den FC Voran Ohe.
Hätte es eventuell auch zum Profi gereicht?
Schröder: Nein, das hätte es sicher nicht. Ich habe zwar einmal ein Sichtungsspiel beim Hamburger Fußballverband mitmachen dürfen, habe danach aber nichts wieder gehört. Völlig zu recht, leider.
Jetzt sind sie als Triathlet für den FC. St Pauli erfolgreich unterwegs. Wie kam es dazu?
Schröder: Als ich hörte, dass der FC auch eine Triathlonabteilung hat, war klar, dass ich zu meinem Herzensverein gehe. Ich bin auch in der Triathlon-Liga im Team gestartet und bin im St.Pauli-Einteiler bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii über die Ziellinie gelaufen bzw. geschlichen.
Gehen Sie auch mal ins Millerntorstadion zu den Spielen des FC St. Pauli?
Schröder: Na klar, ich habe mir vor 15 Jahren sogar eine Lebensdauerkarte gekauft und bin regelmäßig auf meinem Stehplatz auf der Gegengerade und feuere die Jungs lautstark an - so intensiv, dass ich manchmal heiser die Tagesschau-Nachrichten verlesen muss.
Sie sind mit dem Fahrrad weltweit unterwegs – haben Sie dabei ihr Lieblingsstadion schon entdeckt?
Schröder: Nichts geht über das Millerntorstadion. Aber tatsächlich gucke ich immer gerne in Stadien rein, wenn ich an einem vorbeikomme. Da ich auf Radtouren aber größere Orte meide und eher über die Dörfer radele, kenne ich international vor allem kleine Bolzplätze. Besonders gerne erinnere ich mich an eine Begebenheit in Swasiland in Afrika: da wurden mein Kumpel und ich direkt vom Fahrrad für ein Fußballturnier engagiert. Eine Mannschaft hatte zu wenig Spieler und wir haben mitgekickt. Für den Turniersieg hat es allerdings nicht gereicht. Viel wichtiger war aber auch das gemeinsame Erlebnis.
Ihr Tipp für das Spiel Hannover 96 gegen den FC St. Pauli?
Schröder: Ich erinnere mich noch unter Schmerzen daran, dass ich im November 1986 im Niedersachsenstadion zugegen war, als St.Pauli mit 1:4 unterging und von Siggi Reich persönlich vermöbelt wurde. Der hat alle vier Tore geschossen. Ich glaube, diesmal besteht keine Gefahr einer so deftigen Niederlage, ein Unentschieden ist für uns drin: 2:2.
dk