Hallo Dirk, Glückwunsch zur Qualifikation für die Liga A. Wie würdest Du die letzten Monate zusammenfassen?
Dirk Lottner (52): Generell war die gesamte Hinserie sehr wechselhaft. Wir hatten viele wirklich gute Ergebnisse, es gab aber auch immer wieder negative Erlebnisse - aber da muss man durch. Dementsprechend mussten wir auch bis zum letzten Spieltag um den dritten Platz bangen.
Trotzdem steht unterm Strich Rang drei…
Lottner: Ja, wie die Jungs das in den letzten beiden Spielen (8:1 gegen Rot-Weiß Erfurt und 6:1 gegen Arminia Bielefeld, Anm. d. Red.) gemacht haben, das hat mir schon sehr imponiert. Das spricht natürlich für die mentale Stärke und den Willen der Mannschaft. Das war mit Sicherheit auch gut für die Entwicklung, um da den nächsten Schritt gegangen zu sein.
Gab es einen Moment, der Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Lottner: Das war das letzte Spiel gegen Bielefeld. Die Verlegung auf Kunstrasen, der Druck, das Spiel gewinnen zu müssen, und die frühe Verletzung von Matti Tjaden – mit all dem sind die Jungs alle sehr gut umgegangen und haben den Fokus nicht verloren. Das Spiel haben wir dann extrem souverän mit 6:1 gewonnen, das ist keine Selbstverständlichkeit.
Wie hast Du es geschafft, die Jungs nach der unglücklichen Derby-Niederlage am drittletzten Spieltag für die letzten beiden Spiele aufzubauen?
Lottner: Die Jungs wurmt natürlich jede Niederlage, aber eine Derby-Niederlage tut dann nochmal mindestens doppelt weh. Vor allem mit dem Nachdruck, dass wir da auch den dritten Platz aus der Hand gegeben hatten. Und trotzdem sage ich immer: Auch negative Erlebnisse gehören dazu, um sich weiterzuentwickeln. Erfahrung ist die Summe der gemachten Fehler. Das gehört also nicht nur zum normalen Leben, sondern gerade auch zum fußballerischen Leben dazu, um wieder daraus zu lernen, um den Fokus neu hinzubekommen, um sich nochmal zu sensibilisieren und um innerhalb einer Mannschaft nochmal mehr zusammenzuwachsen. Die Enttäuschung war im ersten Moment natürlich extrem groß, wir sind es dann aber positiv angegangen. Es geht auch immer wieder darum, nochmal alle Kräfte zu bündeln und die eigene Leistung abzurufen. Das haben wir in den letzten beiden Spielen mit diesen deutlichen Siegen schon extrem gut hinbekommen.
Wie groß ist jetzt Deine Vorfreude auf die Hauptrunde?
Lottner: Wir wollen uns immer mit den Besten messen und das sind nun mal die drei bestplatziertesten Mannschaften aus allen acht Gruppen. Wir freuen uns, dass wir zu dieser Elite dazugehören. Da sind auf jeden Fall ein paar Hammergegner dabei. Hoffenheim, Leverkusen, gegen Bochum haben wir ja kürzlich zweimal verloren und im zweiten Spiel sogar sehr deutlich. Auch Eintracht Frankfurt, das sind Mannschaften, die du sonst nicht als Gegner hast. Sich mit den besten Mannschaften Deutschlands messen zu dürfen, wird die Jungs auch wieder einen Schritt weiterbringen. Und da freuen wir uns riesig drauf.
Wie wichtig findest Du es, dass Deine Jungs immer wieder beim Training oder bei Testspielen der U23 mit dabei sind?
Lottner: Es bringt den Jungs einfach extrem viel. Man merkt, wenn sie wieder zu uns zurückkommen, dass sie nochmal eine andere Wucht und eine andere Intensität mitbringen. Sie haben es dann auch auf unsere Mannschaft übertragen und haben ihre Erfahrungen den Jungs weitergegeben. Das ist zumindest auch eine Rückmeldung, die wir innerhalb der Mannschaft bekommen haben. Wir küren seit dieser Saison immer den Spieler der Woche. Da haben wir auch einmal die Mannschaft bestimmen lassen und als Grund kam einmal bei Ammon Moser, dass er den Jungs seine Erfahrungen aus dem Profibereich weitergibt. Das fand ich dann schon hochinteressant. Von daher sage ich, das war eine super Erfahrung. Je früher die Jungs diese Erfahrungen sammeln, desto besser ist das für die Jungs.
Wie nimmst du das deutschlandweite Standing und die Entwicklung der Akademie wahr?
Lottner: Wir befinden uns auf einem sehr guten Weg, haben mit dem Aufstieg unserer U23 in die 3. Liga auch ein klares Ausrufezeichen gesetzt. Unsere erste Mannschaft spielt aktuell um die vorderen Plätze mit. Wir haben eine sehr gute Durchlässigkeit, was die U23 oder auch die Profis angeht, wobei wir uns auch immer wieder selber fordern müssen, die Spieler noch besser zu machen, damit sie auch wirklich bereit sind, bei den Profis ihren Weg zu gehen.
Du sprichst den Übergangsbereich an…
Lottner: Man sieht auch, dass die Jungs häufig etwas Zeit benötigen, um den Seniorenfußball anzunehmen. Diese Zeit sollte man den Jungs geben, dafür ist die zweite Mannschaft ja auch da. Wir sind mit der U19 jetzt in der Liga A dabei. Die U17 hat ihre Gruppe mit 13 Siegen und einem Unentschieden souverän auf dem ersten Platz beendet. Wir genießen die Wertschätzung mittlerweile auch von außerhalb und jeder erkennt, dass hier in der Akademie etwas stattgefunden hat.
Für viele Jungs ist es jetzt das letzte U19-Jahr. Was möchtest Du den Jungs in den nächsten Monaten noch mitgeben?
Lottner: In der U19 geht es ja darum, die Jungs über Trainingsinhalte, über Kommunikation und über Videoanalysen individuell auf den Seniorenfußball vorzubereiten und sich aber natürlich trotzdem auch als Mannschaft weiterzuentwickeln. Es gehört zum Fußball dazu, dass sich jeder für die Mannschaft einsetzt und nicht nur sein persönliches Ego sieht. Die Entwicklung eines Einzelnen geht deutlich schneller und auch effektiver, wenn der mannschaftliche Erfolg da ist und man den Zusammenhalt spürt. In der Akademie klappt das schon echt gut, immer mit dem Wissen: Besser geht immer.
Dirk, vielen Dank für Deine Zeit und weiterhin viel Erfolg!
mi