Nicolo, Du feierst am Sonntag Deinen 19. Geburtstag. Beim Erreichen Deiner Volljährigkeit - also vor einem Jahr - hast Du Deinen ersten Profivertrag unterschrieben. Wie ist das Jahr aus Deiner Sicht gelaufen?
Nicolo Tresoldi (18): Gut. Mein erstes Jahr im Profibereich war natürlich ein intensives. Die Jungs haben mir alle sehr geholfen und es hat auch sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe, ich habe viele erfolgreiche Jahre vor mir.
Welche Unterschiede hast Du im Vergleich zum Junioren-Fußball ausgemacht?
Tresoldi: Auf jeden Fall die großen Stadien mit vielen Fans. In der U19 habe ich maximal vor 200 bis 250 Zuschauern gespielt, und auf einmal darf ich vor zehntausenden Zuschauern auflaufen. Das ist schon ein großer Step. Außerdem sind die Gegenspieler viel robuster, das Spiel insgesamt viel intensiver.
Dein Profi-Debüt hast Du am 15. Juli 2022 - mit 17 Jahren - beim Zweitliga-Auftakt der vergangenen Saison beim 1. FC Kaiserslautern gegeben. In der 88. Minute wurdest Du für Maxi Beier eingewechselt. Welche Erinnerungen hast Du daran? Und was hat diese Einwechslung für Dich bedeutet?
Tresoldi: Das Spiel ist ja leider am Ende nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich habe bei der Einwechslung über nichts Spezielles nachgedacht. Das geht dann alles recht schnell. Nach dem Spiel habe ich die Erlebnisse dann natürlich nochmal Revue passieren lassen und mir war bewusst, dass es der nächste Step war. Es war ja schließlich mein Ziel, Profifußballer zu werden.
Hast Du Dir ein Erinnerungsstück gesichert? Spielball, Trikot oder ähnliches?
Tresoldi: Es hängen drei besondere Trikots in meinem Zimmer: Das von meinem Debüt gegen Kaiserslautern, von meinem ersten Startelfeinsatz gegen Magdeburg und das Trikot aus dem Spiel gegen Elversberg, in dem ich mein erstes Tor geschossen habe.
Am Ende der Saison 2022/23 hattest du 13 Zweitliga-Einsätze, mit einem Tor wollte es noch nicht klappen. Wie bist Du als Stürmer damit umgegangen und was hat Dich in deiner tagtäglichen Arbeit besonders motiviert?
Tresoldi: Ich habe in der Zeit ja auch oft in der U23, der U19 oder der U-Nationalmannschaft gespielt und getroffen, auch bei und in Testspielen hier bei den Profis. Ich bin einfach ruhig und bei mir geblieben, auch die Trainer und meine Mitspieler haben mir geholfen. Schön, dass es nun auch mit dem Tor in einem Profipflichtspiel geklappt hat.
Aus unserer Sicht hast Du in dem einen Jahr insbesondere in Deiner Athletik sehr stark zugelegt. Wie bist Du so ein Kraftpaket geworden?
Tresoldi: Da muss ich mich bei unseren Athletiktrainern Markus Böker und Felix Sunkel bedanken. Ich war früher nicht immer gerne und auch nicht so oft im Kraftraum, aber das gehört im Profibereich natürlich auch dazu. Markus und Felix haben mich da gut unterstützt. Und: Jetzt gehe ich auch lieber in den Kraftraum. (lacht)
Inwiefern hilft Dir die neugewonnene Physis auf dem Platz?
Tresoldi: Ich finde, ich bin stabiler geworden, auch mit Gegenspieler. Ich kann die Bälle besser festmachen und habe dadurch auch mehr Selbstvertrauen gewonnen.
In jedem Fall hat es Dich zu Deinem ersten Zweitliga-Tor geführt – auch hier nochmal Gratulation dafür. Es war der Ausgleich zum 2:2 am ersten Spieltag der Saison 2023/24 hier in der Heinz von Heiden Arena gegen Elversberg. Wie hat sich der erste Torjubel vor den 96-Fans angefühlt?
Tresoldi: Danke! Das kam alles spontan, mein Jubel, der Sprung vor die Kurve. Auf jeden Fall kamen ganz viele Emotionen hoch. Ich freue mich auch, dass ich mein erstes Tor hier vor unseren Fans geschossen habe. Es war unglaublich. Hoffentlich werden da noch ein paar Tore dazukommen.
Wenn man es genau nimmt, hast Du durch das Herausholen zweier Elfmeter, jeweils einem an den ersten beiden Spieltagen, die von Cedric Teuchert verwandelt wurden, zwei Vorlagen geliefert. In Summe sind das drei Torbeteiligungen aus zwei Partien. Was würdest Du über Dich selber sagen, wo hast Du Dich in dem einen Jahr verbessert und wo ist vielleicht noch Luft nach oben?
Tresoldi: Ich bin ja noch jung, Luft nach oben ist daher überall. Man kann immer besser werden und man muss auch immer besser werden. Elfmeter herauszuholen ist für die Mannschaft gut, und ich freue mich, dass ich "Cedi" dabei helfen kann, dass er weiter seine Tore macht. Im physischen Bereich habe ich mich am meisten verbessert. Wir haben aber auch an den Stärken gearbeitet, die ich schon hatte: Kopfballspiel, Abschluss mit links und rechts.
Nun ist der Saisonstart nicht ganz so verlaufen, wie man sich das gewünscht hätte. Wie gelingt der erste Sieg?
Tresoldi: Natürlich haben wir uns den Saisonstart auch anders vorgestellt, aber es war nicht alles schlecht. Zum Beispiel haben wir gegen Elversberg 0:2 hinten gelegen und haben am Ende noch einen Punkt mitgenommen. Gegen Nürnberg hätten wir den Sack früh zumachen müssen. Wir müssen insgesamt einfach stabiler werden und als Mannschaft noch kompakter sein. Dann punkten wir auch.
Ein anderes Thema sind sicherlich auch die Junioren-Länderspiele für Deutschland. Vorweg gefragt: Warum Deutschland und nicht Italien?
Tresoldi: Seit dem ersten Moment, wo ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich mich hier sehr wohlgefühlt. Egal wo, viele Menschen haben mir geholfen, wie etwa in der Schule oder in der 96-Akademie. Und dann kam der ehemalige U19-Nationaltrainer Guido Streichsbier gemeinsam mit dem U21-Trainer auf mich zu. Wir hatten ein sehr gutes Gespräch - und nun bin ich stolz, für Deutschland zu spielen.
Inwiefern ist es ein besonderes Gefühl mit dem Adler auf der Brust für Deutschland zu spielen?
Tresoldi: Deutschland ist eine große Fußballnation und hat viermal die WM gewonnen. Es ist für mich einfach eine Ehre, für Deutschland zu spielen.
Nicolo, vielen Dank für Deine Zeit!