"Ich wollte etwas Neues machen"
Nicolai Müller weiß, was auf ihn zukommt. Wer neu ist in der Kabine eines Fußball-Bundesligisten, muss singen. Nicolai Müller ist neu, und deshalb wird er demnächst seinen großen Auftritt haben, vielleicht schon während des Trainingslagers in Marbella. Nervös ist er trotzdem nicht. Im Gegenteil. "Ich bin bestens vorbereitet", sagt Nicolai Müller. "Ich bin ja gerade erst vor einem halben Jahr gewechselt ..."
Humor hat er, der neue Offensivspieler von Hannover 96, so viel steht fest. Und dass er dazu noch richtig gut Fußball spielen kann, will er im kommenden halben Jahr bei den Roten wieder unter Beweis stellen. "Ich will mehr spielen", sagt Nicolai Müller, der genau das in den vergangenen sechs Monaten bei Eintracht Frankfurt nur gelegentlich machen durfte. "Ich habe in Frankfurt zu wenig gespielt", sagt der 31-Jährige, der vor dieser Saison vom Hamburger SV nach Frankfurt gewechselt war, dort aber in der Hinrunde nur auf sieben Bundesligaeinsätze kam. "Deshalb wollte ich etwas Neues machen."
Müller kann Abstiegskampf
Die Wahl für Hannover 96 sei ihm letztlich ganz einfach gefallen, sagt Müller, auch wenn der Klub derzeit als Tabellenvorletzter im Abstiegskampf der Bundesliga steckt. "Die Ausgangslage ist nicht einfach", sagt Müller, "aber es sind noch 17 Spiele." Mit anderen Worten: Es ist noch nichts entschieden.
Und wer wüsste das besser als Nicolai Müller? Der Angreifer hat in seiner Zeit beim HSV zwischen 2014 und 2018 so manche schier aussichtslose Situation erlebt - und sich am Ende doch mit dem Klub gerettet (die Abstiegssaison 2017/2018 zählt nicht, da kam Müller verletzungsbedingt nur 26 Minuten zum Einsatz). In der Saison 2014/2015 zum Beispiel, Müllers ersten in der Hansestadt, sicherte sich der HSV den Klassenerhalt erst in den Relegationsspielen gegen den Karlsruher SC, durch einen Treffer in der Verlängerung. Torschütze: Nicolai Müller. Oder 2016/2017: Da startete der HSV mit nur zwei Punkten aus zehn Spielen in die Saison - und rettete sich dann doch noch durch einen Sieg gegen den VfL Wolfsburg am letzten Spieltag.
"Man sollte nie aufgeben"
So viel Drama braucht Nicolai Müller nicht noch einmal, und die Fans der Roten sicher auch nicht. "Aber was ich aus meiner Zeit beim HSV mitgenommen habe, ist, dass es nie zu spät ist", sagt Müller. "Man sollte nie aufgeben."
Wobei das für Müller eh nie infrage kommt. Er geht die Dinge lieber positiv an. "Ich denke nicht an den Abstieg", sagt er. Und auch den Wechsel von einem Europapokalteilnehmer zu einem Klub aus dem unteren Tabellendrittel sieht er nicht als Risiko für seine weitere Karriere, immerhin hat Müller mal für die deutsche Nationalmannschaft gespielt, sondern als Chance. "Als ich das Angebot aus Hannover vorliegen hatte, war relativ schnell für mich klar, dass ich das mache", sagt der Vater von Zwillingen.
Viele alte Bekannte
Viel gesehen hat er von der Stadt bislang aber noch nicht. Wie auch? Am 2. Januar ist Nicolai Müller für den Medizincheck nach Hannover gereist, ist vom Hauptbahnhof zur 96-Geschäftsstelle an der HDI Arena gefahren und von dort weiter ins Hotel. Und einen Tag später ist er dann bereits mit seinen neuen Mannschaftskollegen nach Marbella geflogen. Wobei: So richtig neu sind die Kollegen eigentlich gar nicht, zumindest einige. Mit Walace, Bobby Wood und Matthias Ostrzolek hat Müller schon zusammen beim HSV gespielt. Und an der Seite von Edgar Prib hat er einst beim Zweitligisten Greuther Fürth seine Profikarriere begonnen. "Eddy und ich kennen uns schon echt lange", sagt Müller. "Das macht es für mich echt einfacher, in ein neues Team zu kommen, wenn man schon ein paar Jungs kennt. Aber ich bin generell ein offener Typ und freue mich, auch die anderen kennenzulernen. Ich gehe das sehr positiv an." Wie immer.
hop