NIEMALSALLEIN

Fast jeden Tag ein Spiel, 2500 DVDs im Schrank. Aber kein neuer Simak in Sicht.

 

Wie arbeitet eigentlich der 96-Chefscout Peter Braund? Die NP hat ihn besucht.

VON FLORIAN KREBS
HANNOVER. Auf dem Fernsehbildschirm läuft die Aufzeichnung vom U-21-
Turnier in Toulon – Frankreich gegen Chile. Peter Braund schaut konzentriert
zu, macht sich Notizen. Wir sind im Herz der 96-Scouting-Abteilung. Braund ist
seit anderthalb Jahren Chefscout, in seinem Zimmer in der Geschäftsstelle lagern inzwischen 2500 DVDs, vollgepackt mit Spiel- und Spielerzusammenschnitten. „Wir haben das alles aufgebaut“, berichtet Braund. „Als ich am 1. Januar 2007 anfing, habe ich sehr wenig vorgefunden.
Nach fünf Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit – das hat mich schon überrascht.“
„Wir“, das sind Braund, Carsten Beschorner und Jens Rasiejewski, der Trainerstab um Dieter Hecking sowie Sportdirektor Christian Hochstätter. Praktikant Philipp Schwab bringt die neue Datenbank „Scout Manager“ auf
Vordermann, mit der auch Manchester United arbeitet. Zum 1. Juli verstärkt Sebastian Zelichowski als „Performance Analyst“ das kleine Team (NP berichtete), er soll dem Trainerstab spezielle DVDs zusammenschneiden. Dieter Schatzschneider, Jugendtrainer Reiner Graf und Amateur-Cheftrainer Andreas
Bergmann sichten den Nachwuchs. Auf freie Mitarbeiter verzichtet 96 –vorerst. Braund sagt: „Man muss erst gehen lernen, bevor man anfängt zu laufen.“
Dabei ist er Größeres gewöhnt. Manchester United, für das er sechseinhalb
Jahre als Scout tätig war, hat 20 Festangestellte und 40 freie Mitarbeiter
allein in Großbritannien. Spielersichtung, Spielanalyse, Gegnerbeobachtung,
Datenbank-Pflege – das kleine 96-Scouting-Team fängt fehlende Manpower mit unermüdlichem Einsatz auf. Knapp 150 Spiele haben Braund und seine Mitarbeiter in diesem Jahr bereits gesehen – in Deutschland und den Nachbarländern. Also fast jeden Tag ein Spiel! Südamerika und Afrika sind für 96 noch keine Zielmärkte. „Wir betreiben eine konservative Transferpolitik. Für ManU ist die ganze Welt interessant, für uns noch nicht.“ Trotzdem gibt es auch dorthin erste Kontakte.

Immer nutzloser werden die traditionell guten 96-Kontakte nach Osteuropa – die Engländer locken die potenziellen Stars von morgen mit ihren Millionen
schon früh auf die Insel. Ihren Scouts entgeht kein Talent, klagt Braund: „Heute
findet man keinen Jan Simak mehr auf dem Dorf. Sobald ein Spieler irgendwo
am Arsch der Welt ein gutes Spiel macht, sind Scouts aus ganz Europa da.“ So wie neulich in Polen, als Kollegen aus England, Frankreich, Italien und Spanien neben ihm saßen. Gegen diese Konkurrenz ist 96 (noch) machtlos, muss aber trotzdem da sein – weil eben alle da sind.

96 wurde kürzlich ein tschechischer U-19-Nationalstürmer angeboten – Preis:
drei Millionen Euro. Das Problem: „In England oder Russland gibt es Vereine,
die das locker zahlen“, weiß Braund. Bei der U-19-EM im Juli in Tschechien wird er wieder auf der Tribüne sitzen – und hoffen, den 96-Star von morgen zu entdecken

 

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