NIEMALSALLEIN

Hanno Balitsch hat mit einem Kreuzbandriss gespielt - und wusste lang nichts davon / Halbzeitspruch mit Folgen

 

„Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu.“ „Mailand oder Madrid? Egal, Hauptsache Italien.“ Fußballer-Sprüche wie diese sind bei den Fans beliebt, jeder hat sie schon einmal gehört und über sie geschmunzelt. In Hannover steht seit einigen Wochen ein anderer Spruch ganz weit oben in der Beliebtheitsskala der 96-Anhänger: „Sind Sie denn jetzt auch mal positiv, Trainer?“ Gesagt hat das Hanno Balitsch, Mittelfeldspieler der „Roten“, in der Halbzeitpause des Bundesligaspiels beim VfL Wolfsburg. Das war vor genau fünf Wochen. Besonders lustig findet das Balitsch auch heute nicht.

„Mein Fehler, für den ich mich auch öffentlich entschuldigt habe, war, dass ich den falschen Zeitpunkt gewählt habe. Es wäre besser gewesen, wenn ich die Frage einen Tag später in der Besprechung nach dem Spiel gestellt hätte“, sagt der 28-Jährige, der nicht gerade als Musterbeispiel für einen pflegeleichten und angepassten Profi taugt. Wenn ihn etwas stört, macht er den Mund auf, diskutiert und sagt seine Meinung – manchmal halt auch im falschen Moment. „Ich stand unter Emotionen, und da rutscht einem auch mal etwas raus, was nicht lange überlegt ist. Ich bin nicht laut geworden, ich war nicht anmaßend. Ich habe diese Frage gestellt – und danach die Konsequenzen getragen.“ Suspendierung von den Profis, Training bei den Amateuren, im letzten Spiel der Hinrunde auf der Tribüne: Ein schöner Jahresabschluss sieht anders aus.

Und das, nachdem die Hinrunde für 96 alles andere als nach Plan gelaufen war. Balitsch zählte mit Konstantin Rausch noch zu den konstantesten und besten 96-Profis – und hätte eigentlich gar nicht spielen dürfen. Im Trainingslager in Portugal machte der Mittelfeldspieler im Gespräch mit der HAZ zum ersten Mal öffentlich, dass er sich bereits beim Saisonauftakt gegen Schalke 04 einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. „Ich wusste es lange Zeit selbst nicht, die erste Diagnose lautete Prellung. Erst vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund hat man auf Spezialaufnahmen bei Dr. Bönisch in Augsburg gesehen, dass das hintere Kreuzband angerissen war“, berichtet Balitsch. Auch gegen den BVB am 7. Spieltag Anfang Oktober hielt er trotzdem bis zu seiner Auswechslung in der 76. Minute durch, in der dann folgenden Länderspielpause kurierte er seine Verletzung aus. „Dr. Bönisch hat im Spaß gesagt, dass ich mich für die dynamische Variante entschieden habe. Wäre die Verletzung gleich nach dem Spiel gegen Schalke erkannt worden, hätte ich für drei Monate eine Schiene bekommen“, sagt Balitsch. Stattdessen nahm er wochenlang Schmerzmittel, heute sei wieder alles stabil, er habe keine Probleme mehr, sagt der 96-Profi.

Noch nicht verheilt ist hingegen eine andere Wunde: die Neben- und Nachwirkungen um seinen „Halbzeit-Spruch“ in Wolfsburg. Im Rückblick auf die Hinrunde „tut es weh zu lesen, dass der Name Hanno Balitsch ausschließlich mit Disziplinlosigkeit bei 96 in Verbindung gebracht wird“, sagt der 28-Jährige. Er habe sich darüber gewundert, wie der Vorfall in der Öffentlichkeit dargestellt wurde – „auch von der Sportlichen Leitung“. Sein Verhältnis zu Trainer Dieter Hecking, der seine Suspendierung bei der Weihnachtsfeier der Mannschaft nach dem letzten Hinrundenspiel gegen Bielefeld aufhob, sei „professionell. Nicht mehr und nicht weniger. Ich denke, dass der Trainer nicht der beste Freund des Spielers sein muss. Und umgekehrt.“ Letzten Endes, so Balitsch, habe das Ganze keinem geholfen, weder ihm, noch dem Trainer. „Aber gelernt habe ich dabei eine ganze Menge.“

AUS PORTUGAL BERICHTET CHRISTIAN PURBS

 

NEWSCENTER
RSS Feed
Fanartikel
Business
Arena
Datenschutz
Kontakt
Medien
Sitemap
Tickets
Navigation
Schließen