NIEMALSALLEIN

Das Geburtstags-Kind wird mit seiner Frau Renate flüchten. Heute früh ins Auto steigen, die neue CD von U2 einschieben und „in Hamburg Dinge erledigen, die wir uns schon lange vorgenommen haben“.

 

Für einen, der es gewohnt ist, auch an Wochenenden zu arbeiten, ist dieser Ausflug an einem Dienstag so ungewöhnlich wie ein 96-Auswärtssieg. Aber was macht man nicht alles, um vor den vielen Gratulanten zu flüchten. „Ich wollte an dem Tag nicht so gern hier sein“, sagt Kind – ab heute mit 65 im Rentenalter, „ich fühle mich nicht so alt, ich bin absolut fit.“ Und so wird er weiter am Ball bleiben – in seinem Hörgeräte-Unternehmen, seinem Hotel Kokenhof und auch bei 96. Seit September 1997 ist Kind bis auf eine einjährige Auszeit (2005 bis 2006) Geschäftsführer der 96-Firma, und zurzeit auch noch Sportdirektor. Doppelbelastung? „Ach was, das sollte man nicht überwerten, wenn man Arbeiten gewohnt ist, fällt das nicht so schwer.“ Kind macht mit 96 eine holprige Saison durch. „Die schwierigste war die erste in der Bundesliga, mit sieben Nachverpflichtungen.“ Die aktuelle Spielzeit, geplant als großer Wurf, bekommt ein biederes Etikett. „Unbedeutend, wenn wir in der Liga bleiben.“ Punktzahl und Platzierung sind Kind „egal, solange wir nur über dem Strich stehen“. Doch, da gibts noch was. „Ein Wunsch wäre, vor Frankfurt zu landen, wegen des TV-Geldes.“ Ein Teil der TV-Einnahmen wird nach Tabellenplatz gezahlt. Aber sonst? „Persönlich habe ich keine Wünsche, ich habe alles, was ich brauche.“ Sein größter 96-Wunsch wird sowieso vorerst nicht in Erfüllung gehen: „Mich mal bei Flutlicht zurücklehnen und ein internationales Pflichtspiel in der AWD-Arena sehen. Zumindest mittelfristig erwarte ich das nicht.“ Man muss sich wohl bei 96 ans untere Tabellendrittel gewöhnen. „Wir stehen genau da, wo wir von unseren wirtschaftlichen Möglichkeiten hingehören.“ „Nur wenn 50+1 fällt“, sieht Kind die Chance aufs obere Drittel. Doch der Weg zur Zulassung von Investoren ist lang. Wahrscheinlich wird 96 klagen müssen, das wird Jahre dauern. Das heißt weiter so, 96 – auch mit Dieter Hecking. „Er bleibt auch in der neuen Saison unser Trainer.“ Zum 65. des Chefs bekommt Hecking ein Geschenk – was nach dem erfolglosen Jahr nicht von allen Fans beklatscht werden dürfte. „Hecking hat Stehvermögen gezeigt“, begründet Kind sein Festhalten am Trainer, knüpft das aber an eine Bedingung. „Er muss offen sein für eine kritische Analyse.“ Absehbar wird Kind der 96-Stabilitätsfaktor bleiben. „Mit 70 sehe ich mich dann aber eher im Aufsichtsrat.“ Und zwar als Chef des Gremiums, das den 96-Geschäftsführer überwacht. Er sucht angeblich bereits den Nachfolger, „nicht gezielt, aber Sondierungen laufen“. Die gabs auch früher, und letztlich hat Kind es doch lieber selber gemacht. Heute aber hat er mal keine Geschäfts- und 96-Termine. Zurück aus Hamburg, wird er ein bisschen feiern. „Nur mit der Familie, mit meinen Söhnen, wenn sie wollen.“


VON ANDREAS WILLEKE

 

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