96 begann jedenfalls, als ob es völlig egal wäre, wie hoch man verlieren würde. Möglichst sauber bleiben, Zweikämpfen aus dem Weg gehen und immer einen Schritt zu spät kommen – das waren die Disziplinen, die 96 perfekt beherrschte. Fast, aber auch nur fast, die komplette erste Halbzeit toppte man die Nicht-Leistung der zweiten Hälfte gegen Frankfurt. Für Alexander Iaschwili, von dem die 96-Spieler offenbar gar nicht wussten, dass er mitspielt, räumten sie früh bereitwillig den Strafraum. Der Georgier konnte freistehend den KSC in Führung schießen (11.).
Beim 2:0 half Sergio Pinto, der ziemlich arrogant einen Ball gegen Joshua Kennedy verdaddelte, Lars Stindl traf (32.). Da hatte 96-Trainer Dieter Hecking den ersten Wechsel bereits eingetütet, Patrick Herrmann gab seinen Bundesliga-Einstand. Jan Schlaudraff hatte seine Defensivaufgaben schlichtweg verweigert. Mit Herrmann wurde es besser, Hecking kann sich eines goldenen Händchens für den Mut zum frühen Tausch rühmen. Im Pokal auf Schalke hatte Rechtsverteidiger Herrmann schon mal mitgespielt.
Karlsruhe konnte sich zu dem Zeitpunkt nur noch selbst schlagen – und das taten sie dann auch. Torwart Markus Miller ließ einen Weitschuss von Pinto ins Tor kullern (42.) – ein Witztor. Tja, und Miller, der solche Patzer in dieser Saison schon öfter drin hatte, half 96 dann weiter auf die Füße. Er kam Jacek Krzynowek nach Pinto-Pass nicht konsequent entgegen. Der Pole schaffte es noch, den Ball von der Außenlinie nach innen zu schaufeln, Mikael Forssell hatte dann keine Probleme, ihn zum 2:2 ins Netz zu drücken (45.). Und das gegen einen Gegner wie 96, der doch gar nicht mitspielen wollte.
Mit Verlaub – wer sich so dumm anstellt wie Karlsruhe, muss sich nicht wundern, wenn er absteigt. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte der KSC erneut einige gute Chancen, Robert Enke rettete etwa gegen Andreas Görlitz (53.). Aber das Tor schoss 96. Arnold Bruggink, ansonsten unauffällig, bediente Hanno Balitsch, der allein durchlief und das 3:2 für 96 erzielte (64.). Ziemlich lustiger Spielverlauf also, nur für Karlsruhe nicht. Die Fans konnten sich nicht entscheiden, forderten zuerst „Dohmen raus“. Der Manager ist umstritten. Dann aber auch „Enke raus“ – ein Scherz, weil der 96-Torwart aus ihrer Sicht zu gut hielt. So schafften die Sommerfußballer ihren zweiten Auswärtssieg, sind nicht mehr Letzter der Auswärtstabelle. Das ist jetzt der KSC, der nun vollends im Regen steht – Karlsruhe ist abgestiegen.
VON ANDREAS WILLEKE