NIEMALSALLEIN

Vor drei Jahren haben die verantwortlichen Trainer im Nachwuchsleistungszentrum ein Konzept zur verbesserten und effektiveren Nachwuchsförderung entwickelt.

 

Auf Spurensuche
hannover96.de hat im Eilenriedestadion – der Talentschmiede der Roten - Andreas Bergmann, Hartmut Herold und Daniel Stendel getroffen und ist mit ihnen auf die Suche nach Antworten gegangen. Beweist das Konzept zur Talentförderung bei Hannover 96 Nachhaltigkeit? Was hat sich in den vergangenen drei Jahren verändert? Und was soll die Zukunft bringen?

Bildungskonzepte und Stolpersteine
Wenn Konzepte zur bestmöglichen Ausbildung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen entwickelt werden, dann geht es meist hoch her, besonders auf politischem Parkett. Nicht selten dauert es lange, bis sich alle Beteiligten auf einen bestimmten Weg einigen. Allzu oft bleibt von den wohlwollenden Gedanken in der Umsetzung nicht viel übrig und nach kurzer Zeit schon wird vieles wieder über den Haufen geworfen. Eine neue Debatte beginnt. Der Bologna-Prozess, die Diskussion über das dreigliedrige Schulsystem, die Verkürzung der Schuljahre von dreizehn auf zwölf – all das sind nur Beispiele dafür, wie schwierig es ist, funktionierende Rahmenbedingungen für erfolgreiches und gesundes Lernen zu schaffen. Notwendig sind diese Debatten trotz Fehl- und Rückschlägen nichtsdestotrotz, um Bildung und Ausbildung in Deutschland im internationalen Vergleich konkurrenzfähig bleiben zu lassen.

Der Transfermarkt und das liebe Geld
Nicht anders verhält es sich im Sport. Besonders im deutschen Fußball wird die qualitativ hochwertige Ausbildung von Nachwuchsspielern immer wichtiger. Die Preisspirale auf dem Transfermarkt hat sich in den letzten Jahren in schwindelerregende Höhen geschraubt. Grund und gleichzeitig Konsequenz dieser Entwicklung ist, dass betuchte Vereine Unsummen für Spieler ausgeben, die sich bereits einen Namen gemacht haben, und gleichzeitig vielen jungen Talenten mit dem „schnöden Mammon“ die langfristige Bindung an solche Vereine schmackhaft gemacht wird.

Hannover 96 ist mit einem vergleichsweise geringen Etat ausgestattet, ein regelmäßiger Kaufrausch auf dem Spielermarkt ist angesichts der finanziellen Grenzen ausgeschlossen. Trotzdem bleibt die Notwendigkeit, auch gegenüber Vereinen mit größerem finanziellen Spielraum konkurrenzfähig fähig zu bleiben. Deshalb muss man auch auf den ein oder anderen günstigen talentierten Glücksgriff hoffen – oder auf die eigene Ausbildung bauen.


Das Eilenriedestadion: inmitten der grünen Lunge Hannovers

Neue Strukturen im NLZ
So haben die Roten vor drei Jahren ihre Nachwuchsabteilung, das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), einer Neustrukturierung unterzogen, um die Forderung und Förderung talentierter Spieler – besonders aus der Region Hannover - nachhaltig zu verbessern und die Zöglinge bei optimalem Verlauf ins Profiteam führen soll.

Andreas Bergmann (ab der kommenden Saison wieder sportlicher Leiter des NLZ und Trainer der U23) und Hartmut Herold (Trainer der U19) sind seit 2007 für den Verein tätig, im darauf folgenden Jahr stieß Ex-96-Stürmer Daniel Stendel als U17-Trainer zum Team. Gemeinsam haben sie eine an die Möglichkeiten von Hannover 96 angepasste Ausbildungsstrategie entwickelt, die bis zum heutigen Tag ohne große Veränderungen bestehen geblieben ist - von marginalen Anpassungen einmal abgesehen.

Der Spieler im Zentrum
Bei dieser geht es um die ganzheitliche Förderung jedes Talents – also nicht nur um dessen sportliche, sondern auch um die charakterliche Entwicklung. Die Trainer und das gesamte restliche Team haben sich einer Betreuung verschrieben, die nicht nur die Fähigkeiten auf dem Platz schulen soll, sondern auch die Persönlichkeit hinter dem jeweiligen Spieler im Blick hat.

Eine der elementaren Säulen der Ausbildungsphilosophie des NLZ ist es, dass die individuelle Entwicklung des einzelnen Nachwuchsspielers höhere Priorität als der Erfolg der Mannschaft genießt . Andreas Bergmann erläuternd: „Es wird nicht Woche für Woche auf Erfolg trainiert, sondern auf Entwicklung. In der Nachwuchsarbeit kann ich nicht immer von Samstag zu Samstag denken. Impulse zu setzen, ist mir viel wichtiger. Das ist nicht kontraproduktiv zu verstehen. Natürlich wollen unsere Jungs siegen.“

Investitionen tragen Früchte
Trotz dieser Ausrichtung lassen sich die Tabellenplätze sehen, auf denen die U17, U19 und die U23 in den letzten drei Jahren zu Saisonende standen, wurden doch stets Plätze im Mittelfeld und besser erreicht. Zurückzuführen ist dieser laut Herold und Stendel „eindeutig positive Trend“ auch auf infrastrukturelle Verbesserungen, die in der jüngeren Vergangenheit durchgeführt werden konnten. „Einen großen Schritt in die richtige Richtung haben wir durch den im Dezember 2009 eingeweihten Kunstrasenplatz machen können. Der strenge Winter, den wir gerade erlebt haben, hätte es uns in den Jahren zuvor schwer gemacht, vernünftig zu trainieren. Diese deutlich verbesserten Bedingungen haben sich auch sogleich positiv auf die Leistung meiner Mannschaft in der Rückrunde ausgewirkt (beste Rückrundenmannschaft der A-Junioren-Bundesliga Nord/Nordost, Anm. d. Red.)“, erläutert Hartmut Herold die erfolgreiche Investition in das nun für jedes Wetter gerüstete Grün.


Mit Energie und Leidenschaft dabei: Hartmut Herold, Trainer der U19

Leidenschaftliches Trainerteam
Doch sicherlich sind nicht nur äußere Veränderungen für die positive Entwicklung verantwortlich. Hört man allen drei Trainern zu, wenn sie über ihre Arbeit sprechen, offenbart sich eine ungeheure Leidenschaft. Es ist zu spüren, dass es ihnen wirklich darum geht, etwas zu bewegen und dass die - auch auf der Webseite des NLZ dokumentierten - Grundsätze keine leeren Phrasen sind.

Besonders Daniel Stendel und Hartmut Herold arbeiten mit jungen Menschen „auf Profiniveau mit der Besonderheit, dass die Jungs noch keine Profis sind.“ Die meisten haben neben dem intensiven Training auch noch ihren Schulabschluss oder eine Berufsausbildung zu absolvieren und leben mit einer konstanten Doppelbelastung. Herold hat deswegen nach eigenen Angaben selbst eine Wandlung durchlebt. „Ich halte im Gegensatz zu früher engen Kontakt mit den Eltern meiner Jungs. Man könnte meinen, dass das bei 18jährigen jungen Männern nicht mehr notwendig ist. Es ist aber wichtig. Die Eltern sollen erstens wissen, mit wem ihre Kinder einen Großteil ihrer Freizeit verbringen. Außerdem wollen wir, dass alle Entwicklungsprozesse und daran gekoppelte Maßnahmen mit dem engsten Umfeld besprochen werden.“

Zu dem Bestreben, eine ganzheitliche Betreuung zu gewährleisten gehört auch, jungen Spielern zu sagen, wenn die Aussichten schlecht sind, den Sprung in den Profikader schaffen zu können. Es gehört zu den schwierigen Seiten des Berufs „Nachwuchstrainer“, Träume zerplatzen zu lassen und dafür zu plädieren, den Fokus stärker auf Schule oder Ausbildung zu richten. Den „optimalen Weg jedes Einzelnen“ zu finden, darum geht es dem Trainerteam, auch wenn der Weg nicht ins Profigeschäft führt.


Die Talente im Blick: Daniel Stendel, Trainer der U17

Schutz familiärer Bindungen

Diese umfassende Ausbildung zielt insbesondere auf Spieler aus der Region Hannover ab. Die Roten betreiben ganz bewusst kein Fußballinternat, weil es aus Sicht der Verantwortlichen wichtig ist, niemanden aus seinem Umfeld zu reißen und die familiäre Bindung zu früh zu kappen. „Es ist für Jungs in dem Alter für ihre persönliche Stabilität wichtig, die Familie im Rücken zu haben – auch wenn das vielleicht nicht offen zugegeben wird“ erklärt Stendel augenzwinkernd.

Ganz besonderen Talenten, die nicht aus Hannover und Umgebung kommen, gerne aber für den Verein spielen möchten, finden bei den Roten dennoch ein Heim. Seit einiger Zeit existiert eine Jugend-WG in Hemmingen, die von einer Gastfamilie betreut wird, um eine familiäre Betreuung auch fern ab der Heimat zu gewährleisten.

Christopher Avevor – in der vergangenen Saison Spieler der U19 und nun mit einem Profivertrag ausgestattet - ist einer der Spieler, die dort leben. Avevor kommt aus Kiel und wechselte vor zwei Jahren zu 96. Er und Willi Evseev, der ebenfalls einen Profivertrag erhalten hat, sind in dieser Saison zwei Paradebeispiele dafür, dass die Nachwuchsarbeit bei den Roten Früchte trägt. Zuletzt haben schon Konstantin Rausch und Manuel Schmiedebach bewiesen, dass man es in den Profikader schaffen und sich dort auch durchsetzen kann.



Christopher Avevor, Christopher Stern und André Grube: Zuhause in der 96-WG

Perspektiven bei 96
Vielleicht ist es gerade jene kleine, aber realistische Chance, Fußballerjugend-Träume zu realisieren und den Sprung in die Bundesliga zu schaffen, die Hannover 96 als Verein so attraktiv macht. Hannover 96 winkt nicht mit dem großen Geld, sondern bietet Perspektiven und eine allumfassende sowie gründliche Ausbildung.

Diese Chance für die Jugend ist gleichzeitig eine für den gesamten Verein – für eine Zukunft unserer Roten in der Ersten Bundesliga.
mi

 

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