Mertesackers Erinnerungen
"Ich war ein 19-jähriger Frischling, der gerade seine ersten Partien in der Bundesliga hinter sich gebracht hatte, als Robert im Sommer 2004 bei Hannover 96 in unsere Umkleidekabine trat und mich begrüßte: "Ah, hallo, und du bist der Per." Er kam aus Spanien, er hatte für den FC Barcelona gespielt, er war 27, und er gab mir von Anfang an das Gefühl, er schätze mich, den Frischling. Ich war der Verteidiger, er der Torwart: Er stand im wahrsten Sinne des Wortes hinter mir. Er ermunterte mich, ich würde meinen Weg gehen, er wies mich auf meine Qualitäten hin - die man als unsicherer 19-Jähriger ja manchmal selbst nicht mehr sieht.
"Keine Angst - Robert ist da"
Er ließ mich spüren, dass er sich mit mir in der Verteidigung sicher fühlte. Ich denke, eine schönere Erfahrung kann man bei der Arbeit kaum machen, egal, welche Arbeit man verrichtet: Er schenkte mir sein Vertrauen. So half er mir entschieden, dass ich mich als junger Verteidiger entwickelte. Allein der Gedanke: Hab keine Angst, wenn du mal eine gegnerische Flanke nicht klärst - Robert ist da."
"Ich habe gelernt, dass das Verschweigen zum Krankheitsbild einer Depression gehört. Wenn Menschen akut an einer Depression leiden, wollen viele von ihnen sich offenbar verkriechen, verstecken. Auch habe ich verstanden, dass Robert die meiste Zeit seines Lebens so war, wie ich ihn kennenlernte: rational, von stiller Fröhlichkeit; gesund. Wie die meisten Betroffenen erwischten ihn die Depressionen nur in kurzen Phasen seines Lebens. Mit seinem Tod hat uns Robert die Aufgabe gegeben, seelische Krankheiten besser zu bekämpfen."