So ganz anders als das Klischee
Heute vor zwölf Jahren nahm sich Robert Enke das Leben. Die Nachricht von seinem Tod versetzte damals nicht nur Hannover in eine Schockstarre, denn der Kapitän von Hannover 96 und Nationaltorwart war nicht nur ein bekannter Fußballprofi. Enke war ein Sportler und Mensch, der mit seinen Leistungen, seinem Auftreten, seiner Bescheidenheit und Zurückhaltung so ganz anders war als das Klischee, das viele von dieser schrillen Fußballwelt hatten und haben. Enke, der nie auffallen wollte außer durch sein herausragendes Torwartspiel, fiel den Menschen genau deshalb besonders auf.
2004 kam Enke nach Hannover. 96 war gerade mühsam dabei, sich nach dem Aufstieg 2002 in der Bundesliga zu etablieren. Ein Torwart vom spanischen Zweitligisten CD Teneriffa – Hannover konnte mit diesem Neuzugang zuerst nicht viel anfangen. Doch wer beim Training regelmäßig zuschaute, dem blieb sehr schnell nicht verborgen, dass die Roten da einen Torhüter mit den Fähigkeiten eines Weltklassespielers verpflichtet hatten.
Er hielt die "unhaltbaren" Bälle
164 seiner 196 Bundesligaspiele bestritt der am 24. August 1977 in Jena geborene Enke für Hannover 96. Er hielt Bälle, die Fußballreporter gerne als "unhaltbar" beschreiben. Im Nordduell gegen den Hamburger SV wehrte er einmal drei dieser unhaltbaren Bälle in zehn Sekunden ab. Bei Interviews nach dem Spiel machte er aus solchen Paraden kein großes Ding, auf dem Platz sah man nach solchen Situationen keine großen Gesten, sondern ein kurzes, vorsichtig-verwegenes Lächeln.
Eine Nachricht, die man nicht glauben wollte
Die Menschen applaudierten im Stadion ihrer Nummer 1 und nahmen – so wie die Hannoveraner sind – stillen Anteil, als Robert Enke und seine Frau Teresa im September 2006 den Tod ihrer mit einem schweren Herzfehler zur Welt gekommenen Tochter Lara verkraften mussten. Was niemand damals wusste: Auch Enke litt an einer tückischen Krankheit, die jeden treffen kann: 2002/03, der Torhüter spielte seinerzeit beim großen FC Barcelona, litt Enke erstmals unter Depressionen. 2009 im Spätsommer kehrte die Krankheit zurück, doch den Weg zu einer Therapie konnte Enke damals nicht gehen. Am 8. November beim 2:2 gegen den Hamburger SV spielte Robert Enke ein letztes Mal für Hannover 96. Zwei Tage später, an einem ungemütlichen Abend, vermeldeten Medien eine Nachricht, die man zuerst einfach nicht glauben wollte und von der man inständig und leider vergeblich hoffte, dass sie nicht wahr ist.
Seine Witwe Teresa Enke hat mit Unterstützung des Deutschen Fußball-Bundes, des Niedersächsischen Fußballverbandes und von Hannover 96 die "Robert Enke Stiftung" ins Leben gerufen, die es unter anderem zum Ziel hat, Aufklärungsarbeit zum Thema Depression im Leistungssport zu leisten. Beharrlich und mit Erfolg kämpfen Teresa Enke als Vorsitzende und die Mitarbeitenden der Stiftung für einen offenen und natürlichen Umgang mit der Krankheit Depression.
Die wir im Herzen tragen, leben in uns weiter. In diesem Sinne denken wir bei Hannover 96 heute – und nicht nur heute – an Robert Enke.
hr