Eine besondere Persönlichkeit
Mit Robert Enke verbinden wir so vielschichtige Erinnerungen wie mit wohl keinem anderen Fußballer, der das Trikot von Hannover 96 getragen hat. Denken wir an ihn zurück, so sehen wir fantastische Paraden, die ihn nicht nur zum unumstrittenen Rückhalt und Kapitän von Hannover 96 werden ließen, sondern auch zum berechtigten Anwärter um den Posten als Nummer 1 der deutschen Nationalmannschaft. Enke war ein Ausnahmetorhüter, einer, der regelmäßig auch die "Unhaltbaren" entschärfte und der seiner Mannschaft auf diese Weise so manchen Sieg festhielt. Wir erinnern uns aber auch an eine besondere Persönlichkeit. Enke war bei Mitspielern und Fans nicht nur ob seines herausragenden Torwartspiels beliebt. Er war ein feinfühliger Mensch – zurückhaltend, zuvorkommend, bescheiden. Ein liebevoller Ehemann und Vater.
Kampf gegen Depressionen
Doch die Erinnerung an Robert Enke ist auch verbunden mit einer heimtückischen Krankheit: Enke kämpfte mit schweren Depressionen. Am 10. November 2009 nahm er sich im Alter von 32 Jahren das Leben. Im Laufe des späten Nachmittags an diesem trüben, grauen Dienstag im Herbst machte diese schreckliche Nachricht die Runde – eine Nachricht, die niemand so recht glauben konnte, denn von Enkes Krankheit hatte niemand etwas geahnt. Bewusst hatte der Torwart Sorge dafür getragen, dass seine Depression nicht an die Öffentlichkeit gelangte, wurden psychische Erkrankungen doch seinerzeit noch gemeinhin als eine vermeintliche "Schwäche" abgetan, die so gar nicht zum Bild des unverwundbaren Leistungssportlers passen wollte.
Stiftung leistet Aufklärungsarbeit
Es war Enkes Witwe Teresa, die am Tag nach dem Tod ihres Ehemannes in einer bewegenden Pressekonferenz darüber informierte und den gemeinsamen Kampf gegen die Depression schilderte. Die Arbeit zur Enttabuisierung dieser ernstzunehmenden, aber behandelbaren Krankheit hat Teresa Enke sich seither zur Lebensaufgabe gemacht. Als Vorsitzende der von Hannover 96, der Deutschen Fußball Liga und dem Deutschen Fußball-Bund gegründeten Robert-Enke-Stiftung leistet sie mit ihren Mitarbeitenden unermüdlich wichtige Aufklärung und ruft Projekte ins Leben, um Betroffenen schnelle und unkomplizierte Hilfe zu ermöglichen.
Wir denken heute – und nicht nur heute – an Robert Enke. Mit einem Lächeln blicken wir zurück auf einen herausragenden Sportler und einen außergewöhnlichen Menschen. Mit großer Trauer denken wir an die Tragödie seines Todes. Und mit aller Ernsthaftigkeit wollen wir die Aufgabe annehmen, die seine Geschichte uns übertragen hat: einen offenen und natürlichen Umgang mit der Krankheit Depression zu pflegen - einer Krankheit, vor der niemand gefeit ist.
hec