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Millionen-Irrtum will nicht aufgeben. Was macht Kind?

 

Fürs Erste steht Mario Eggimann (28) auf dem Abstellgleis. Abgeben kann 96 ihn nicht. Der Spieler will sich durchbeißen.

Dieter Hecking stehen unangenehme Gespräche bevor. Der Job als 96-Trainer ist nach dem 3:3 gegen Stuttgart vorerst gefestigt. Aber das Selbstbewusstsein seines Spielers Mario Eggimann liegt in Trümmern. Hecking wechselte den Schweizer am Sonnabend in der 34. Minute aus, das war die Höchststrafe für den formschwachen Verteidiger. Nun muss der Trainer ihn wieder aufbauen. Auf der anderen Seite erwartet Hecking eine ernste Unterhaltung mit Klubchef Martin Kind. Denn Eggimann war Heckings Wunschspieler – ein klarer Fehlgriff, aus heutiger Sicht.

„Ich werde in dieser Woche mit Herrn Hecking darüber reden“, sagt Kind. „Man muss sich fragen, warum der Spieler die Leistung nicht abrufen kann.“ Man wird hinterfragen müssen, wie es zu den vielen Fehleinschätzungen kommen konnte: erstens die Auswahl des Spielers, zweitens der Kauf für 1,5 Millionen Euro aus Karlsruhe, drittens sein Gehalt von geschätzten 1,5 Millionen, viertens die unendlich lange Vertragslaufzeit bis 2013.

Das bedeutet: Eggimann kostet den Klub von jetzt an noch etwa 6,5 Millionen Euro. Der Spieler scheint verheizt, das Geld verbrannt – aus dieser Perspektive müsste 96 Eggimann so schnell wie möglich loswerden. Aber welcher Verein würde die Kosten übernehmen? „Das ist nicht wie in einem Wunschkonzert“, erklärt Kind.

Gründe für den tiefen Fall des Mario Eggimann gibt es viele. In Karlsruhe nannten ihn alle „Eggi“. Eggi war Kult, der Party-Mann, der Zahle-Mann nach  durchzechter Aufstiegsfeier. Eggi kümmerte sich um die Mitspieler. Dann kam die EM in seiner Heimat – er wurde nicht nominiert. Zu diesem Zeitpunkt bekam die Karriere den ersten Knacks.

Neu in Hannover, hatte Eggimann erst einmal keine Freunde. Dafür aber eine Familie. Er zog mit Frau Iris und der kleinen Tochter Lilou Tiara in die Stadt. Die Zeit der großen Partys war vorbei. Aus dem Führungsspieler in Karlsruhe wurde in Hannover der Mitläufer Eggimann.

Neben Hecking erkennt auch Kapitän Robert Enke nun die neue, schwierige Lage für Eggimann: „Wir müssen ihn als Mannschaft jetzt weiter unterstützen und aufbauen.“ Sergio Pinto glaubt: „Er ist ein Kämpfer, er packt das schon.“

Die Degradierung war dennoch hart: Christian Schulz wird seinen Posten fest übernehmen. Viele befürchteten, Eggimann flüchte in die Schweiz und kehre nie wieder. Nein. Gestern nahm er mit seiner Familie nur vorübergehend Abstand von Hannover. „Ich beiße mich da durch“, sagt er. Man kann nur hoffen, dass er den schweren Brocken irgendwann schluckt. Sonst wirds teuer für 96.

VON DIRK TIETENBERG

 

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