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U19 besucht JVA Hameln

"Nur zu Besuch" war die U19 am Dienstag in der Justizvollzugsanstalt Hameln. Warum die Mannschaft von Trainer Dirk Lottner in die Rattenfängerstadt gefahren ist und was sie dort erlebt hat, erfahrt Ihr im Folgenden.

/ Akademie
U19-Trainer Dirk Lottner überreicht der stellvertretenden Anstaltsleitung Seitter ein Trikot seiner Mannschaft. (Foto: 96/Redaktion)

Kontakte seit vielen Jahren
Regelmäßig fahren U19-Mannschaften von Hannover 96 nach Hameln, um dort die Jugendanstalt zu besuchen und sich einen Eindruck von der Situation der Inhaftierten zu verschaffen. "Wir arbeiten schon lange und partnerschaftlich mit der Jugendanstalt zusammen und freuen uns, nach der Corona-Pandemie diese Reisen wieder für unsere U19 anbieten zu können", erklärt Danny Haasler, pädagogischer Mitarbeiter und Organisator des Austauschs in der 96-Akademie. Für die Spieler und das Trainerteam war es eine ungewöhnliche Erfahrung, sich auf einmal hinter Gittern wiederzufinden.

Klare Ansagen
"Handys müssen im Auto bleiben, alle einmal im Kreis aufstellen und Namen auf der Liste abhaken", wurden die Spieler im Kasernenton vom Wachpersonal empfangen. Klare Ansagen, freundlich, aber bestimmt. Genauso muss das sein, erklärt Herr Wehmann, der unsere Gruppe im Anschluss durch die Anlage führt und den Tag gemeinsam mit Haasler geplant hat. Im Gefängnis gibt es klare Regeln, da braucht es auch eine klare Kommunikation. Für unsere Spieler schließt sich das Tor hinter ihnen und sie ahnen schon: Hier beginnt eine andere Welt.

Alltag der Gefangenen
Gefangene aus ganz Niedersachsen sind in Hameln untergebracht. Hier sitzen alle möglichen Arten von Straftätern. "Es gibt kein Verbrechen, dass sie sich vorstellen können, welches es hier nicht gibt", erklärt ein Wachhabender den U19-Spielern. Die Besichtigung des weitläufigen Gefängnisgeländes führt über die Kantine in die Werkräume und in die Produktion, wo die jugendlichen Täter tagsüber arbeiten müssen. Danach geht es in den Zellentrakt. Einige Spieler lassen sich für einen kurzen Moment einschließen, sind für zwei Minuten alleine mit sich und ihren Gedanken. "Das ist schon eine beklemmende Erfahrung", fasst Haasler die Eindrücke zusammen.

Austausch unter Gleichaltrigen
Nach dem Besuch steht der Sport im Mittelpunkt. In der Turnhalle können unsere Jungs sich bei Fußball und Basketball ein wenig erholen, bevor der nächste Punkt auf dem Programm steht: Der Austausch mit Straftätern. Die Inhaftierten, die jetzt in die Halle kommen, sind genauso alt wie die U19-Spieler. Manche von ihnen sitzen schon zwei Jahre in Haft. Gegenseitig stellen sich beide Gruppen Fragen. Wie geht es Dir in der Haft? Was machst Du als erstes, wenn Du wieder rauskommst? Könnt Ihr im Gefängnis Fußball gucken? Das sind einige der Fragen, die unsere U19-Spieler von den Häftlingen wissen möchten. Umgekehrt haben auch die Gefangenen Fragen an unsere angehenden Profis. Für sie ist der Besuch der 96-Spieler ein Highlight in ihrem tristen Alltag. Auch das ist Teil des Programms, Perspektivwechsel für beide Seiten zu ermöglichen.

Neue Perspektiven schaffen
Die Zusammenarbeit zwischen der Jugendanstalt und der 96-Akademie besteht bereits seit vielen Jahren. Seit 2018 verantwortet Haasler das Projekt und beschreibt die Ziele aus 96-Sicht: "Wir wollen unseren jungen Spielern den Perspektivwechsel ermöglichen. Klar weiß jeder, der als Besucher hierherkommt, dass er abends wieder zuhause bei seiner Familie und seinen Freunden ist. Wenn dann aber ein Inhaftierter berichtet, dass er am ersten Tag seiner Haft in seiner Zelle sitzt und denkt, 'diese vier Wände sind jetzt für die nächsten zwei Jahre meine Freunde', dann beeindruckt das schon." Dass ein solcher Besuch aufwühlt und die jungen Spieler beschäftigt, ist Teil des Konzepts: "Ich glaube, dass das ein schöner Tag war für die Jungs. Nach der Visite im Knast kommen dann die Gedanken und Gespräche, innerhalb der Mannschaft, aber auch mit mir als pädagogischem Mitarbeiter. Diese Reflexion ist wichtig und wird auch von uns begleitet", macht Haasler deutlich.

Austausch weiterentwickeln
Die Kooperation mit der Jugendanstalt erfolgt auf mehreren Ebenen, innerhalb und außerhalb der eigentlichen Haftanstalt. Erst im vergangenen Dezember sind Mitarbeiter aus verschiedenen Justizvollzugsanstalten in ganz Deutschland in der 96-Akademie zu Gast gewesen, um sich auf fachlicher Ebene auszutauschen und zu vernetzen. "Das machen wir gerne und wollen diese Angebote auch in Zukunft fortsetzen und ausbauen", gibt Haasler einen Ausblick auf die Zukunftsplanungen in diesem Bereich. Hannover 96 bedankt sich bei den Verantwortlichen für den gelungenen Tag und die Einblicke in eine Welt, die den meisten von uns hoffentlich fremd bleiben wird.
sk

Hier gibt's weitere Eindrücke vom Besuch in der JVA Hameln:

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