Angebot aus Teheran
Vahid Hashemian ist kürzlich in Teheran gewesen. Er hat sich dort mit Vertretern des iranischen Fußballverbands getroffen, die ihm das Angebot unterbreitet haben, neuer Trainer der U19-Nationalmannschaft zu werden. Hashemian hat das sehr geschmeichelt, und er hat sogar ernsthaft darüber nachgedacht, zuzusagen, schließlich ist er seit einem halben Jahr arbeitslos. Letztlich aber hat er sich gegen den Job in seinem Heimatland entschieden. Er sei nicht bereit für diesen Schritt, hat er die Verbandsvertreter wissen lassen. Noch nicht.
Vahid Hashemian möchte erst noch ein bisschen lernen. "Und das", sagt der 42-Jährige, "geht als junger Fußballtrainer nirgendwo besser als in Deutschland." Hashemian möchte ein guter Trainer werden, einer, der einmal alles mitbringen wird, was es braucht, um bei einem Profiklub erfolgreich arbeiten zu können. Und erst dann möchte er in den Iran zurückkehren und jungen Fußballern dabei helfen, sich den Traum von der Karriere in Europa zu erfüllen. So wie es ihm einst gelungen ist. Vor fast 20 Jahren.
2005 Wechsel nach Hannover
Im Sommer 1999 war Hashemian, damals 22 Jahre alt, von seinem Jugendverein Pas Teheran zum Hamburger SV gewechselt. Es folgten Stationen beim VfL Bochum und dem FC Bayern München, ehe er zur Saison 2005/2006 einen Vertrag bei Hannover 96 unterzeichnete - auch weil ihm ein paar Monate zuvor beim Gastspiel mit dem FC Bayern in Hannover die neue Arena am Maschsee so gut gefallen hatte. "An das tolle Stadion und die super Stimmung musste ich sofort denken, als ich das Angebot aus Hannover vorliegen hatte", sagt Hashemian.
Drei Jahre blieb der Angreifer in Hannover - und hatte in dieser Zeit drei Trainer: erst Ewald Lienen, dann Peter Neururer und schließlich Dieter Hecking. "Sportlich ging es auf und ab. Wir waren zwar nie im Abstiegskampf", sagt Hashemian, "aber die Saisonziele haben wir auch nicht erreicht." Das galt irgendwie auch für Hashemian selbst, der im Trikot der Roten nie an seine besten Torjägerzeiten in Bochum anknüpfen konnte. Der kopfballstarke Stürmer, Spitzname "Hubschrauber", erzielte in 85 Spielen für Hannover elf Tore und bereitete elf weitere vor.
Karriereende im Iran
So überraschte es nicht, dass 96 den Vertrag im Sommer 2008 auslaufen ließ. Hashemian kehrte für zwei Jahre zurück zum VfL Bochum, konnte aber auch dort nicht mehr überzeugen. Nach einem halben Jahr Vereinslosigkeit wechselte Hashemian im Januar 2011 schließlich nach Teheran und spielte dort für den iranischen Spitzenklub Persepolis, mit dem er 2011 seinen letzten Titel gewann, den nationalen Pokal. Im Juni 2012 beendete Hashemian seine Karriere und zog zurück nach Hamburg. Dort wartete bereits seine schwangere Frau Bita auf ihn. Im Juli 2012 brachte sie die gemeinsame Tochter Elena zur Welt.
"Danach wollte ich meine Familie nicht mehr alleine lassen", sagt Hashemian, der sich fortan auf seine Trainerkarriere konzentrierte. Bereits 2008, noch zu seiner aktiven Zeit bei 96, hatte Hashemian die B-Lizenz in Barsinghausen gemacht, "weil ich immer schon wusste, dass ich später mal als Trainer arbeiten möchte", sagt er. Später folgte die A-Lizenz.
Trainerjob beim HSV
Im Oktober 2012, wenige Monate nach seiner Rückkehr nach Deutschland, trat Hashemian seinen ersten Trainerjob an. Zusammen mit einem ehemaligen Kollegen aus vergangenen HSV-Zeiten übernahm er den Oberligisten SV Halstenbek-Rellingen (Schleswig-Holstein). Danach coachte Hashemian den Hamburger Oberligisten Niendorfer TSV, bat den Verein aber schon nach einem halben Jahr um Auflösung des Vertrags. Hashemian wollte sich lieber voll und ganz auf seine Ausbildung zum Fußballlehrer konzentrieren, die er im März 2015 erfolgreich abschloss.
Danach blieb er eine ganze Weile beschäftigungslos. Erst 2017 machte ihn der Hamburger SV zum Spezialtrainer in seinem Nachwuchsleistungszentrum. Zudem war Hashemian als Co-Trainer für die U17 tätig - ehe die Zusammenarbeit im vergangenen Sommer beendet wurde. Hashemian hätte zwar als Spezialtrainer weitermachen können, wollte aber nicht mehr. "Ich will jetzt als richtiger Trainer arbeiten", sagt er. Seitdem ist er wieder auf Jobsuche.
Firma für Export
Was jedoch nicht heißt, dass Hashemian derzeit nichts zu tun hätte. Der Ex-Profi hat schon vor einigen Jahren eine kleine Firma gegründet und sich auf den Export von Haushaltsgeräten in sein Heimatland Iran spezialisiert. Außerdem hat er sich die Marke "German Sports" patentieren lassen. Hashemian möchte in Zukunft Sportgeräte und -artikel unter seinem Namen produzieren lassen und dann im Iran oder sonstwo auf der Welt verkaufen. "Da befinde ich mich aber noch in der Aufbauphase", sagt Hashemian. Ganz so wie bei seiner Trainertätigkeit.
hop