Im ersten Teil widmen wir uns der Caritas. Dort haben wir mit Frau Christiane Kemper gesprochen. Frau Kemper arbeitet als Referatsleitung bei der Caritas im Bereich Kommunikation und Fundraising.
Liebe Frau Kemper, danke, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben. Erzählen Sie uns doch bitte einmal, was die Caritas genau macht und welche Rolle Sie innehaben.
Christiane Kemper: Der Caritasverband Hannover engagiert sich seit vielen Jahren für die Menschen in der Stadt und der Region Hannover. Als Verband der Freien Wohlfahrtspflege macht er sich stark für eine gerechte und solidarische Gesellschaft. Not sehen und handeln - dieser Anspruch bedeutet für uns, den Menschen dort zu helfen, wo sie es am meisten brauchen. Aktuell liegt unser Augenmerk besonders auf denjenigen, die kein eigenes Zuhause haben, die auf der Straße leben oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Als Verantwortliche für das Referat Kommunikation und Fundraising ist es meine Aufgabe, den Finger in die Wunde unserer Gesellschaft zu legen, aufzuzeigen, wo es brennt, wo die Not am größten ist, und zu schauen, welche Möglichkeiten der Unterstützung es gibt.
Mit welchen Herausforderungen haben die Bedürftigen, die die Einrichtung besuchen, aktuell zusätzlich zu ihrem sonst schon harten Leben, zu kämpfen?
Kemper: Die aktuelle Corona-Situation ist für diese Menschen ganz besonders schwierig. Viele Beratungsstellen, Tafeln und Versorgungseinrichtungen der Wohnungslosenhilfe wurden geschlossen. Für die betroffenen Menschen bedeutet dies große Not, Unsicherheit und Angst. Unter dem Namen CariHope sorgt die Caritas aktuell für diese Menschen und hält im Zentrum von Hannover mehrere Einrichtungen, wie z.B. den Tagestreff am Leibnizufer, das Kontaktcafé in der Johannsenstraße, die Straßenambulanz und in Kooperation mit der Diakonie auch die Unterbringung von Wohnungslosen in der Jugendherberge aufrecht. Hier werden die Hilfesuchenden von vielen haupt- und ehrenamtlich tätigen Mitarbeitenden medizinisch versorgt, sie können essen und trinken, sich duschen, erhalten frische Kleidung und Unterwäsche, Schlafsäcke, Isomatten, Beratung und Zuwendung. Auch Masken und Lebensmittel to go werden ausgegeben. Insgesamt versorgt die Caritas in ihren Einrichtungen täglich bis zu 200 wohnungslose Frauen und Männer. Wie gesagt: Viele Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und besonders der Versorgung mit Lebensmitteln wie die Tafeln sind aktuell geschlossen. Es mangelt daher an Essen, an Aufenthaltsmöglichkeiten, an Möglichkeiten, sich und die eigene Wäsche zu waschen. Menschen, die auf der Straße leben, können ihre Masken nicht ständig wechseln und zum Beispiel auskochen. Sie können in Gemeinschaftseinrichtungen auch nicht genügend Abstand halten, deshalb schlafen viele lieber im Freien.