"Ein fantastischer Moment"
"Ich erinnere mich noch genau", sagt Abdellaoue, wenn man ihn nach seinem Tor in Sevilla am Abend des 25. August 2011 fragt. In der 23. Minute verwertete er eine Flanke Konstantin Rauschs zur 1:0-Führung und machte damit - nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel - die Tür zum Weiterkommen in der Europa League ganz weit auf. "Es war ein fantastischer Moment, ein fantastisches Gefühl", berichtet Abdellaoue. "Ganz am Anfang war ich allerdings noch etwas unsicher, ob das wirklich so passiert war. Ich hatte auch kurz Sorge, es könnte abseits gewesen sein. Erst als Karim und all die Jungs ankamen und wir gefeiert haben, habe ich realisiert, dass das Tor wirklich zählte." Und nicht nur auf dem Platz wurde gejubelt, auch der prall gefüllte Gästeblock im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán stand Kopf, die mitgereisten 96-Fans lagen sich in den Armen.
"Die beste Zeit meines Lebens"
Trotz eines Eigentors in Minute 37 machte 96 die Sensation bekanntermaßen perfekt, schmiss den Favoriten aus dem Wettbewerb und qualifizierte sich selbst für die Gruppenphase. Dementsprechend groß war die Party nach Abpfiff - die sogar am Flughafen weiterging. Ein Moment, der sich Abdellaoue ganz besonders ins Gedächtnis eingebrannt hat. "Als wir zum Flughafen gekommen sind – ich habe niemals irgendetwas Vergleichbares zuvor gesehen. Das war absolut verrückt", sagt der ehemalige Stürmer. "Die Fans von Hannover 96 haben eigentlich komplett den Flughafen übernommen. Überall waren nur 96-Fans. Das ist unvergesslich!" Nie vergessen wird Abdellaoue, der von 2010 bis 2013 das Trikot unserer Roten trug, die gesamte Zeit bei 96. "Heute kann ich sagen: Die drei Jahre in Hannover, das war die beste Zeit meines Lebens. Ich finde es jetzt auch schön, darüber zu sprechen, mich zu erinnern, weil es mich direkt glücklich macht."
"Ich arbeite mit Jugendlichen"
Nach seinem Engagement in Hannover folgten für Abdellaoue noch eine Station beim VfB Stuttgart (2013 bis 2015) und bei seinem norwegischen Heimatklub Vålerenga IF, ehe er im Dezember 2017 seine aktive Karriere verletzungsbedingt beenden musste. "Nach dem Karriereende habe ich begonnen, ein bisschen im Fernsehen zu arbeiten – als Experte bei Fußballübertragungen der Bundesliga und der Champions League", erzählt Abdellaoue über die Zeit danach. Das macht der heute 35-Jährige allerdings nur nebenbei, hauptberuflich hat Abdellaoue einen anderen Weg eingeschlagen. "Ich arbeite mit Jugendlichen, Mädchen und Jungen zwischen 13 und 19, die ein bisschen Extra-Förderung benötigen - quasi wie ein Sozialarbeiter", erzählt er. "Die Kids kommen in der Schule nicht gut zurecht. Ich versuche, ihnen zu helfen, damit sie für sich einen guten Weg im Leben finden."
"Sie geben einem viel Energie"
Das Interesse an einer pädagogischen Tätigkeit kam bei Abdellaoue auch nicht aus dem Nichts, hatte er doch bereits ein Lehramtsstudium begonnen, als sich plötzlich die Möglichkeit bot, die Laufbahn als Fußballprofi einzuschlagen. Die Chance ergriff er, verlor seine andere Berufung aber nie ganz aus den Augen. "Die Arbeit mit den Jugendlichen ist schon wirklich hart, aber sie geben einem auch viel Energie, und ich habe ein gutes Gefühl, wenn man sieht, dass die Hilfe wirklich etwas bewirkt", sagt er über seine heutige Tätigkeit. Natürlich sei es "aber auch etwas Tolles, nebenbei am Wochenende oder an Abenden noch einmal etwas ganz anderes zu machen – etwas, das man auch liebt."
"Ich vermisse diese Stadt"
Bleibt abschließend noch eines zu klären: Wie sieht es mit einem Besuch in Hannover aus, sobald die Corona-Lage es wieder zulässt? "Ich habe auch schon ganz lange geplant, endlich einmal wieder zurück zu kommen, um ein Spiel anzuschauen und ein paar Leute zu treffen. Ich möchte meine Familie herbringen und noch einmal ein paar schöne und vertraute Plätze sehen. Sobald es wieder geht, möchte ich das unbedingt tun", berichtet Abdellaoue. Und fügt an: "Ich vermisse diese Stadt, und ich vermisse auch die Leute. Ich verbinde mit Hannover so viele tolle Erinnerungen." Und wir mit Dir, lieber "Moa".
jb/hec
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