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Zu Besuch in den USA bei Steven Cherundolo

Am 12. März 2024 öffnete 96-Mitglied und Europapokalheld Steven Cherundolo die Türen des abgeschirmten Trainingsgeländes seines aktuellen Arbeitgebers, Los Angeles Football Club (LAFC), für eine 96-Delegation bestehend aus Fanabteilung und Vorstand des Hannoverschen Sportvereins von 1896 e.V.

Eine 96-Delegation besuchte Steven Cherundolo beim LAFC

Die Sonne LA`s
So wie wir ihn als Spieler bei 96 über all die Jahre kennengelernt haben, so ist er auch noch heute. Stets ein Lächeln im Gesicht und mit einer positiven Einstellung führte er uns durch die vergleichsweise neue Anlage. Durch eine Kooperation mit der örtlichen Universität konnten ein Gelände für das Gebäude und zwei Rasenplätze im dicht bebauten Los Angeles für den Fußball des LAFC und der Uni gefunden werden. Das Training, welches wir uns anschauen durften, war vom Niveau nicht unterschiedlich zu einem, welches man sich öffentlich neben dem hannoverschen Stadion anschauen kann.

Spielabsagen darf es praktisch nicht geben
Seit den 2000er Jahren lebt die Liga, die Major League Soccer (MLS), in den USA immer weiter auf und begrüßt heutzutage, jedenfalls im Falle von LAFC, mehr als 20.000 ZuschauerInnen zu den Heimspielen. Der Betrieb einer zweiten Mannschaft (der Nachwuchs) ist Pflicht, durch die Liga vorgegeben und alle Zweitmannschaften spielen zusammen in einer eigenen Liga. Auf- und Abstiege gibt es in der MLS aber weiterhin nicht. Alles ist zentral durch die Liga gesteuert, selbst die Spieler der Clubs sind dort angestellt und nicht bei den jeweiligen Vereinen. Seit dem Einstieg von APPLE in die Liga im letzten Jahr, ist auch deren Einfluss auf die Liga nicht mehr zu übersehen. Der Terminkalender ist mehr als voll, die Kader klein und Spielabsagen darf es dadurch praktisch nicht geben. Wenn ein hier nicht näher genannter Trainer die Nichtabsage trotz eines schneebedeckten Platzes öffentlich kritisiert, gibt es keine Diskussion um das Thema, sondern einfach eine Geldstrafe für die Aussage. Das komplizierte System um das Salary Cap erklärte Steve in einer kurzen Vorlesung. Kurzgefasst: Spielst du gut und erfolgreich, wirst du bestraft und hast in der nächsten Saison deutlich weniger Geld und damit einen kleineren Kader als die anderen Teams. Trotz Salary Caps kann der Besitzer des Clubs aber bei drei Spielern so viel Geld versenken, wie er möchte, einen Lizenzierungsprozess, der auch die Wirtschaftlichkeit beachtet, gibt es nicht. Das „Draft System“, mit dem man Spieler direkt von der Uni verpflichten kann, spielt zunehmend keine Rolle mehr, weil der Sprung vom College in die MLS zu groß ist und über die zweite Mannschaft erfolgen sollte. Deutsche Spieler, die in die MLS wechselten (z. B. Timothy Tillmann, vorher unter Stefan Leitl bei Greuther Fürth, nun beim LAFC, oder Erik Thommy, zuletzt VfB Stuttgart, nun bei Sporting Kansas City) spielen eine gute Rolle in der Liga.

Anderes Niveau, höhere Preise
Das sportliche Niveau ist schwer zu vergleichen, aber wie wir bei einem Spielbesuch gegen Sporting Kansas City sehen konnten, ist das Spiel taktisch deutlich schlechter sowie technisch stark vom einzelnen Spieler abhängig. Aber es gibt mehr Tempo und 1:1-Situationen. Die Aufbereitung im Stadion am Spieltag ist stark eventisiert und typisch amerikanisch auf den Medienkonsum ausgerichtet. Auf den großen Monitoren im Stadion wird das Spiel „live übertragen“, bei Ecken gibt es drei verschiedene Kamerawinkel und Zeitlupenwiederholungen von nahezu jedem Ball, der ins Toraus rollt. Man kann aber auch ganz klassisch einfach auf das Spielfeld schauen, um das Spiel zu verfolgen. Im Stadion gibt es nahezu jede Speise (Grillhähnchen, Pizza, Hotwings, Burger…), Dosenbier und eine Auswahl verschiedener Bars (Tequila, Rum usw.), jedoch sind die Preise alles andere als fanfreundlich.

Weniger Stimmung durch weite Reisen
Den typischen Gästeblock vermisst man, da die Liga über das gesamte Land verteilt ist und somit zu nahezu allen Auswärtsspielen geflogen werden muss. Von Clubseite aus ist man sehr an den BesucherInnen interessiert. Vor dem Neubau des eigenen Stadions sind Vertreter des Clubs nach Dortmund geflogen, um sich die Gelbe Wand anzuschauen und haben sich Inspiration für die eigene Heimtribüne geholt. Die Heimfans sind insgesamt recht motiviert etwas Eigenes aufzubauen. Mittelamerikanische Einflüsse aufgrund der Nähe zu Mexiko lassen sich nicht leugnen, spätestens wenn man die ersten Fans mit mexikanischen Wrestlermasken im Stadion stehen sieht. Gesungen wird ein „Best Of“ aus europäischen und mittel- und südamerikanischen Rhythmen auf Englisch und Spanisch. Auf den Vorsängerpodesten stehen mehrere Frauen und auch Männer ohne Megafon und zum Einlauf der Teams wird an den Podesten automatisiert Rauch gezündet. Ein im Vergleich zu Hannover deutlich anderes Stadionerlebnis.

Bundesliga als Vorbild
Das deutsche System, in dem die Macht beim Zusammenschluss aller Vereine liegt und durch die 50+1-Regel gesichert ist, gilt auch hier, zumindest für Steve, ein wenig als Vorbild. Eine Orientierung hin zu einer Struktur, in der die Vereine auch mehr mitentscheiden können und nicht nur die MLS und Apple allein, wird angestrebt. Bei den Themen, was die Chancengleichheit und strukturellen Probleme der Liga angeht, ist Steve weiterhin sehr basisnah eingestellt und äußert seine Meinung auch ganz klar, wenn etwas nicht fair läuft oder verbessert werden sollte. Er trainiert sein Team unter anderem mit dem Frankfurter Urgestein Oka Nikolov, welcher sich auch Zeit für einen kleinen Plausch mit uns nahm. Trotz verpassten Chancen in den Finals (Liga und Pokal) der letzten Saison wurde Steve zum Trainer des Jahres 2023 in Los Angeles gewählt. Zum Abschluss haben wir Steve die 96-Retro-Fahne übergeben und das Gelände nach einem gemeinsamen Foto wieder verlassen.

Und NEIN! Wir konnten ihn leider nicht wieder mit nach Hause bringen...noch nicht...

 

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