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Wie Daniel Stendel die Drittligasaison mit der U23 angehen will

Mit dem Aufstieg der U23 in die 3. Liga ist Hannover 96 etwas Einmaliges gelungen: Noch nie hat ein Zweitligist eine Zweitvertretung in der dritthöchsten deutschen Spielklasse gestellt. Im exklusiven Interview spricht U23-Cheftrainer Daniel Stendel darüber, wie er die neue Saison angehen will und worauf er sich am meisten freut.

/ Akademie
Daniel Stendel freut sich auf die neue Saison. (Foto: 96/Redaktion)

Daniel, Du hast den Moment des Aufstiegs kurz nach dem Spiel gegen die Würzburger Kickers als den vermutlich emotionalsten deiner Karriere beschrieben. Denkst Du knapp zwei Monate später noch immer so darüber?

Daniel Stendel (50): Ja! Mit den Profis von Hannover 96 war ich einmal dicht dran am Aufstieg, in England mit Barnsley haben wir es geschafft, sind aber damals auf dem Sofa aufgestiegen. In der Jugend habe ich auch schon das eine oder andere Finale gespielt, aber in dieser Konstellation – eine erfolgreiche Saison zu spielen und sich dann in der Relegation, im letzten Spiel, mit dem letzten Schuss durchzusetzen – da wäre es glaube ich jedem so gegangen, dass es extrem emotional ist und im Kopf bleibt.

Was ging Dir während dem letzten Elfmeter von Eric Uhlmann durch den Kopf?

Stendel: Wäre schön, wenn er trifft! (lacht)

Jetzt geht in wenigen Tagen die neue Saison schon los, die U23 von Hannover 96 spielt erstmals überhaupt in der 3. Liga. Zum Auftakt geht es gegen Erzgebirge Aue – ein Team, das in der vergangenen Saison im oberen Tabellendrittel gelandet ist und sich mit Sicherheit auch in dieser Saison wieder in diese Tabellenregion blickt. Worauf kommt es am ersten Spieltag für Dich und Deine Jungs an?

Stendel: Wir müssen möglichst schnell die Ehrfurcht vor der Liga und dem Gegner ablegen. Wir wissen, dass wir gegen eine qualitativ hochwertige Mannschaft spielen, die ambitioniert ist und dass wir als Aufsteiger sicherlich erstmal in der Liga ankommen müssen. Wir wollen aber nicht ängstlich sein, sondern mutig agieren und versuchen, möglichst erfolgreich unser Spiel zu spielen. Das werden wir am Samstag versuchen umzusetzen. Mir ist es wichtig, dass die Jungs mutig bleiben, dass sie Risiken eingehen und alles andere wird dann die Liga, das Spiel und die Zukunft entscheiden.

Wie schätzt Du es ein, dass Ihr direkt auswärts startet?

Stendel:
Das macht für mich ehrlich gesagt keinen großen Unterschied.

Die Vorbereitung ist vorbei, zum Abschluss habt Ihr mit einem souveränen 3:0 gegen Mit-Aufsteiger Energie Cottbus noch ein Ausrufezeichen gesetzt. Wie blickst Du auf die Sommervorbereitung zurück?

Stendel: Insgesamt war die Vorbereitung – ähnlich wie die Ergebnisse – nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Das liegt daran, dass wir einen großen Umbruch hatten – gerade was unsere Stammspieler angeht. Das ist aber für eine U23 ganz normal. Eine Zeit lang war Tim Walbrecht der einzige Spieler, der im Relegations-Rückspiel auf dem Platz stand, der fit war und trainieren konnte. Das fällt dann umso mehr auf, wenn man viele neue Spieler hat, die mit dem Umfeld und der Spielidee noch nicht so vertraut sind.

Und worauf kommt es dann an?

Stendel: Dann ist es wichtig, dass man andere Spieler hat, die Erfahrung mitbringen und die vorangehen. Das hatten wir sehr lange leider durch einige verletzungsbedingte Ausfälle, durch die Chance für Hayate Matsuda und Eric Uhlmann bei der Profi-Mannschaft mit dabei zu sein und durch Abgänge von Führungsspielern wie Tom Moustier und Adem Podrimaj, nicht. Umso mehr freut es mich, dass wir im letzten Test gezeigt haben, dass wir trotzdem auf dem Weg nach vorne sind und dementsprechend selbstbewusst nach Aue fahren können.

Du startest mit einer in weiten Teilen neu zusammengestellten und vor allem sehr jungen Mannschaft. Gib uns doch mal einen Einblick, wie Du die Jungs in den letzten Wochen zu einer Einheit zusammengeschweißt hast.

Stendel: Die letzten zwei Saisons haben uns als Mannschaft sehr geprägt und zusammengeführt, das funktioniert natürlich nicht innerhalb von ein paar Wochen Vorbereitung mit dem neuen Kader genauso. Am Ende hat man in einer U23 aber jedes Jahr einen großen Umbruch. Wir sind auf einem guten Weg, aber wenn man nur mit einer kleinen Gruppe trainiert und auch viele von den Neuzugängen leider verletzungsbedingt wenig auf dem Trainingsplatz standen, ist es natürlich schwierig, den optimalen Zusammenhalt zu erzielen. Wir haben auf und neben dem Platz eine Menge dafür getan, trotzdem sind es am Ende Spiele, Erfahrungen und Ergebnisse, die dazu führen, dass man enger zusammenrückt. Wir haben schon eine Menge Erfahrung gesammelt, aber noch nicht alle und nicht zur selben Zeit. Deswegen bleibt das noch eine Aufgabe für die nächsten Wochen.

Neben den Spielern, die aus der U19 zur U23 hochgekommen sind, wurden auch einige externe Talente verpflichtet. Auf welchem Stand siehst Du den neuen Kader? Wo könnte noch etwas passieren?

Stendel:
Ich glaube, dass wir insgesamt in allen Bereichen noch etwas machen könnten. Durch die Verschiebung von Eric Uhlmann zur Profi-Mannschaft und das Karriereende von Julian Börner besteht in der Innenverteidigung schon noch Handlungsbedarf. Auch offensiv haben wir im letzten Jahr stark von Spielern gelebt, die jetzt nicht mehr da sind, weil sie zum Beispiel den Sprung in den Profi-Kader geschafft haben. Ob es ein Monju Momuluh, Lars Gindorf oder Husseyn Chakroun ist, die sich alle dort etabliert haben, da stehen uns natürlich einige gute und torgefährliche Spieler nicht mehr zur Verfügung. Jetzt müssen neue Jungs zeigen, dass sie die Rolle annehmen und gute Leistungen zeigen können.

Durch die hohe Durchlässigkeit und natürlich den Drittligaaufstieg hat die 96-Akademie – auch bundesweit und darüber hinaus – an Strahlkraft gewonnen. Wie nimmst Du diese Entwicklung wahr?

Stendel: Wir versprechen uns alle, dass wir die Chance bekommen, noch talentiertere Jungs, die vielleicht schon noch einen Schritt weiter sind, noch leichter vom 96-Weg überzeugen können – gerade weil es eben auch in der zweiten Mannschaft Profi-Fußball gibt und weil die Durchlässigkeit in den Profi-Kader von Stefan Leitl größer und der Sprung dahin jetzt kleiner ist. Das sind Argumente, die auch in dieser Transferphase schon den einen oder anderen Spieler davon überzeugt haben, zu 96 zu kommen, obwohl er auch andere Angebote hatte.

In der 3. Liga warten viele große und traditionsreiche Klubs wie zum Beispiel Alemannia Aachen, Arminia Bielefeld oder Dynamo Dresden auf Dich und Deine Mannschaft. Worauf müssen sich Deine Spieler einstellen und wo siehst Du – neben den deutschlandweiten Reisen – die größten Unterschiede zum Fußball eine Etage tiefer in der Regionalliga?

Stendel: In der 3. Liga ist es noch mehr Männerfußball, als in der Regionalliga. Dazu kommt dort oft auch eine Wucht von den Rängen, die wir so aus der Regionalliga Nord nicht kennen. Am Ende ist es Profi-Fußball. Das ist der Job der Gegner, die tun alles dafür erfolgreich zu sein, weil es eben auch um Geld, einen ganzen Verein und eine ganze Stadt geht. Da müssen wir gewappnet sein, dagegenhalten und uns gegenüber diesen Mannschaften behaupten, um zu bestehen. Wir müssen die jungen Wilden einfach von der Leine lassen und zeigen, damit wir eine Chance haben, sie zu besiegen.

Gibt es einen Gegner oder ein Stadion, worauf Du Dich besonders freust?

Stendel: Dadurch, dass ich mit der Zweitligamannschaft von Hannover 96 damals schon in Dresden gespielt habe, kenne ich das schon. Ansonsten ist das natürlich ein Klub, ein Stadion und eine Stadt mit sehr großer Strahlkraft. Dann gibt es aber auch noch Vereine wie zum Beispiel Hansa Rostock oder selbst Alemannia Aachen als Aufsteiger, die eine ähnliche Strahlkraft haben. Deswegen freue ich mich auf jedes Spiel.

Du stehst für offensiven Fußball – in der abgelaufenen Saison hat Dein Team in den 34 Ligaspielen 90 Tore erzielt, lag damit in den ersten vier Ligen nur hinter dem FC Bayern (94 Treffer). Ändert sich jetzt etwas in der Herangehensweise?

Stendel: Natürlich werden uns die Liga und die Gegner mehr abverlangen und man braucht mehr Qualität, um zu treffen. Aber wir werden trotzdem versuchen, Tore zu erzielen – und das in jedem Spiel. Wir gehen in jedes Spiel mit dem Willen, drei Punkte einzufahren.

Zum Abschluss: Mit welchem Ziel geht Ihr in die Saison?

Stendel: Wir wollen so schnell wie möglich in der Liga ankommen, so viele Spiele wie möglich gewinnen, so viele Spieler wie möglich über die Drittliga-Mannschaft in den Profi-Kader bringen und dann schauen wir, was am Ende dabei rumkommt!
hll

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