»VON FLORIAN KREBS HANNOVER. Es ist ja immer schön, wenn man als Torwart zu null spielt. Robert Enke konnte sich gestern Abend darüber gar nicht freuen: „Ich habe mir die drei Punkte so gewünscht.“ Hilflos musste er aus seinem Tor das Gegurke seiner Kollegen mitansehen. Und das nur zwei Tage nach seinem zweiten Länderspiel, in dem er gut gehalten und – ebenfalls zu null – 2:0 gegen Belgien gewonnen hatte. Da stand er also in seinem gelben Torwarttrikot, weitgehend beschäftigungslos, und versuchte verzweifelt, seine Vorderleute zum Siegtreffer zu dirigieren. Was er machen konnte, machte er. In der 14. Minute war er gegen den völlig freien Dusan Vasiljevic zur Stelle und klärte in Klasse-Manier zur Ecke. Nach 37 Minuten war er im Gegensatz zu seinen Mitspielern wieder hellwach und klärte per Kopfball vor dem heraneilenden Stiven Rivic. Kurz vor dem Abpfiff rettete er gegen Ivica Iliev. 0:0, Ende. „Das war zu wenig“, ärgerte sich Enke. Auf die Einzelleistung eines Marko Marin oder die Nervenstärke eines Bastian Schweinsteiger wie am Mittwoch wartete er vergeblich. 96 hat keinen Marin und keinen Schweini. Vor dem Spiel hatten die Fans Enke begeistert empfangen („Die Nummer eins im Tor haben wir“) – stolz, den Nachfolger von Jens Lehmann in den eigenen Reihen zu haben. Aber wie lange noch? Enkes Vertrag läuft bis 2010. Er hat immer betont, sich wohlzufühlen in Hannover. 96 würde gern verlängern, aber Enke, der morgen 31 wird, will die Entwicklung abwarten. Er will international spielen. Gestern musste er einsehen, dass dieser Weg mit 96 sehr, sehr weit ist. Zu weit? Enke gehört nicht zu denen, die nach zwei Spieltagen alles in Frage stellen. Es ehrt ihn, wenn er sich nach dem Abpfiff den Journalisten stellt und tapfer sagt: „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen.“ Innen drin aber hat es ganz sicher gebrodelt. Die gestrige Vorstellung muss ihn sehr nachdenklich machen.