NIEMALSALLEIN

 

Hannover soll die Scheidungshochburg sein, mit all den unschönen Nebenwirkungen. Das behauptet eine Studie, der wir vertrauen – auch bei Trainern geht ja der Trend zur Trennung. Anders als wir Normalos kann aber so eine Fußball-Mannschaft danach nicht allein bleiben und als Single durch die Bundesliga tingeln. Man braucht schnell einen Neuen. Und weil die Balz öffentlich abläuft, können wir uns vielleicht was abgucken. Kaum also war Dieter Hecking weg, setzte das bei den Verlassenen Kräfte frei. Sie arbeiten viel mehr, feiern den Sieg sogar gemeinsam im Kreis. Schreien dabei "wie wild herum" und ihre "Erleichterung heraus", wie Mario Eggimann sagte. Und loben den neuen Partner. "Mein Gefühl war, booaah, dem gönne ich das", berichtet etwa Arnold Bruggink. Und zwangsläufig denkt man: Hecking hat er das wohl nicht so gegönnt.

Andreas Bergmann, Partner auf Probe, habe die Mannschaft getroffen und mitgenommen, lobt Sportdirektor Jörg Schmadtke. Hecking hat man dagegen erst stehen, dann gehen lassen. Bei all dem bleibt ein komisches Gefühl, man könnte über die Macht der Spieler und die Ohnmacht der Trainer diskutieren. Letztlich ist es jedoch wie zwischen Herrchen und Frauchen – knurren hilft nicht, das Zusammenspiel muss passen. Bergmann passte für den Moment genau, er hat den richtigen Ton gefunden und die verklemmte Mannschaft befreit. Gern reichen wir seine Erklärung weiter: "Ich bin einfach nur ich gewesen." Zusammen mit Streicheleinheiten der richtige Plan, um ein neues Wir-Gefühl auszulösen. Noch aber ist es nur wie bei einem Urlaubsflirt – Bergmanns Alltagstauglichkeit wird nach dem nächsten Spiel beurteilt. Dabei ist es doch ganz einfach – gewinnt 96 erneut, kann man den Trainer gar nicht wegschicken. 96 hätte nach zwei Siegen in Folge die ersehnte Aufbruchstimmung.

Erfolg ist messbar im Fußball, das ist klarer geregelt als in der privaten Welt. Vielleicht sollten wir zu Hause auch eine Tabelle einführen für putzen, streicheln, einkaufen … Allerdings feiern Trainer auch selten Silberhochzeit in ihrem Klub. Unterm Strich ist jeder nur Trainer auf Zeit, weiß Schmadtke. Bergmann hat nun die Chance, seine 96-Zeit zu verlängern – es muss ja nicht gleich ein Ehevertrag bis 2020 sein.

 

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